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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0018
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Wolfgang Raible

(„Und dieser König ging die Schlacht ein und besiegte sie alle. Daher erlitten die
Gerechten die Strafe einiger, die gesündigt hatten.“)
Die Festlegung auf eine bestimmte Abfolge der zu verbindenden Ein-
heiten ändert sich wieder auf Ebene IV. Auf dieser Ebene ist der Grad
der Integration schon deshalb wesentlich stärker, weil der eine Satz, der
zuvor ein Hauptsatz und keinem anderen Satz zugeordnet oder beige-
ordnet war, nunmehr einem anderen selbständigen Satz untergeordnet
wird. Der eine Satz wird also zum Satzteil in einem zweiten Satz, er wird
in den zweiten Satz integriert. Damit gewinnt er im allgemeinen die Frei-
heit der Position wieder zurück: „Weil er krank ist, geht Peter nicht in
die Schule“ oder „Peter geht nicht in die Schule, weil er krank ist“, „Pe-
ter geht, weil er krank ist, nicht in die Schule“. Zwei italienische Bei-
spiele verdeutlichen auch hier die Stellungsmöglichkeit:
Maperd ehe li morali ragionamenti sogliono dare desiderio di vedere l’origine loro,
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brievemente in questo capitolo intendo mostrare quattro ragioni .
(„Weil aber moralische Überlegungen das Verlangen zu erzeugen pflegen, ihre
Begründung zu erfahren, will ich in diesem Kapitel kurz vier Gründe aufzeigen.“)
II verme nella pietra conobbi, per ehe le pietre normalmente sono fredde, ed io la
trovai calda .
(„Den Wurm im Stein erkannte ich, weil die Steine gemeinhin kalt sind, dieser mir
aber warm vorkam.“)
Auf der Ebene IV ist also ein zweiter Satz in einen ersten Satz integriert.
- Im Falle des untergeordneten Satzes bleibt jedoch das Verb ein finites
Verb: „Er ist ein Philosoph geblieben, weil er schweigt. “ Dies ändert sich
auf der in mancher Hinsicht sehr wichtigen Stufe V. Im Französischen
gibt es hier Partizipial- und Gerundialkonstruktionen. Eine bekannte
Fabel von Jean de La Fontaine beginnt mit:
La cigale ayant chanté
tout l’été
se trouva fort dépourvue
quand la bise fut venue.
Es geht um das ayant chanté, ,gesungen habend4. Dies ist nun keine
finite Verbalform mehr, sondern eine infinite - solchen infiniten Verbal-
formen fehlen ja bestimmte Charakteristika finiter Verbalformen, in
12 Dante, Convivio I,viii,6.
13 Novellino 14.
 
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