Metadaten

Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0019
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I. Einzelsprachliche Beobachtungen

17

diesem Falle etwa die Differenzierung nach Person und Numerus oder
Modus. Infinite Verbalformen haben die Funktion, eine Unterordnung,
eine Integration in einen anderen Satz anzuzeigen - wegen der Unvoll-
ständigkeit seiner grammatischen Markierung braucht ein infinites Verb
die Stütze eines finiten. Da infinite Formen also per se Subordination
bzw. Integration anzeigen, brauchen sie keine eigene Konjunktion
mehr, wie dies im Falle der Unterordnung mit finiten Verben nötig war
(„weil er schweigt“). Da eine solche explizite, die inhaltliche Relation
festlegende Information fehlt, paßt sich jedoch der Inhalt einer solchen
Junktion vom Typ ,ayant chanté1 dem Kontext an. Das heißt, es ist ge-
nauso wie auf der Ebene I ein Resultat unserer Interpretation, wenn wir
etwa in:
La cigale ayant chanté
tout l’été
se trouva fort dépourvue
quand la bise fut venue.
entweder eine Ursache-Wirkungs-Relation oder nur eine ganz einfache
Zeitrelation erkennen. Wir wissen aufgrund des grammatischen Signals,
daß eine Integration vorliegt. Welcher Art die dabei ausgedrückte Rela-
tion ist, ist unsere Interpretation. Auch das italienische Beispiel zeigt
dies gleich in zwei Fällen, an einer Partizipial- und an einer Gerundial-
Konstruktion:
. . .il quale venuto ad Roma, e la consciençia sua rimordendoli forte ehe lia sua
electione non era di ragione, rifiutö . . .'4.
(„. . . als er nach Rom gekommen war, und nachdem!indem sein Gewissen ihm sehr
zu schaffen machte, weil seine Wahl nicht rechtens war, weigerte er sich . ..“)
In diesem Sinne sind die auf der Ebene V eingetragenen Relationen zu
verstehen: Der Partizipial- oder Gerundialkonstruktion selbst ist nicht
anzusehen, daß es sich um eine Bedingung, ein Instrument, eine Ursa-
che, eine Gegenursache, eine Folge - oder aber nur um eine schlichte
Zeitrelation handelt. Wenn dennoch im Faltblatt die entsprechenden
Relationen angegeben sind, so deshalb, weil mich interessiert hat, wel-
che Relationen durch solche Gerundial- oder Partizipialkonstruktionen
überhaupt ausgedrückt werden können. Ich habe zu diesem Zweck um-
fangreiche Korpora mit solchen Konstruktionen aus drei romanischen
14 Schiaffini 1926:84.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften