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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0093
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

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(Del Tuppo; übersetzt mit „riteniamo ehe gli uccisori non sia stati assassini“ . -
„Wir sind der Ansicht, daß gemäß dem heiligen katholischen Glauben, wir Tö-
tende keine Mörder waren“.).
Über die Entstehung der „persönlichen“ Infinitive gibt es namentlich
zwei Hypothesen. Eine von ihnen geht auf eine deutsche Romanistin des
19. und frühen 20. Jahrhunderts, Carolina Michaëlis de Vasconcelos,
zurück, die als Frau in einer wissenschaftlichen Laufbahn zu dieser Zeit
noch nicht in Deutschland, sondern nur im Ausland (in ihrem Falle in
Portugal) reüssieren konnte92 93. Danach würde es sich um eine Neuent-
wicklung handeln, die den typischen Weg über die Grammatikalisierung
eines Syntagmas genommen hätte mit dem Ergebnis, die Verschieden-
heit des Erst-Aktanten in einbettender und eingebetteter Sachverhalts-
darstellung signalisierbar zu machen:
ter saüde é bom - „gesund sein [Gesundheit haben] ist gut“,
ter eu saüde é bom - wörtlich: „ich Gesundheit haben ist gut.“
teres· (tu) saüde é bom - „du Gesundheit haben ist gut.“
Dabei wird eine Parallele gesehen zu spanischen Konstruktionen des
Typs
Lo hice sin saberlo él- „Ich tat es, ohne daß er es wußte“, wörtlich : „ohne wissen es
er“,
die sowohl im Spanischen wie im Katalanischen und Portugiesischen be-
legt sind und die im Portugiesischen als Suppletiv-Formen für den „per-
sönlichen Infinitiv“ möglich sind (Lausberg 1972: § 822).
Nach der anderen Hypothese, die wohl auf die romanischen Tempus-
Studien von Ernst Gamillscheg (1913, §269ff.) zurückgeht, hätte der
lateinische Konjunktiv Imperfekt (cantarem), der bekanntlich in den
meisten romanischen Sprachen kein Nachleben hatte, sondern durch
den Typ ,cantare habebam1 bzw. ,cantare habui‘ oder den lat. Konjunk-
tiv Plusquamperfekt ersetzt wurde, hier seine Spuren hinterlassen94.
92 Rohlfs 1969:92. In einigen der Beispiele, die Rohlfs anführt, würde man eher an jene
Acl-Fälle denken, die in der italienischen Renaissance nicht selten sind.
93 Immerhin wurde sie auch in Deutschland ausgezeichnet - etwa durch ein Ehrendoktorat
der Universität Freiburg i.Br. zu Beginn dieses Jahrhunderts. [Mündliche Mitteilung
von Yakov Malkiel. Vgl. inzwischen Maas 1991:61 und Anm. 2],
94 Gegen diese Erklärung wendet sich Rohlfs (1969:92) mit dem Argument, sie sei wegen
des späten Auftretens der Erscheinung in napolitanischen Texten nicht sehr plausibel.
 
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