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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0094
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Wolfgang Raible

Und zwar durch die Art des Konjunktiv-Gebrauchs, bei dem die Verb-
form im Konjunktiv allein, ohne zusätzliches Signal in Form einer Kon-
junktion, die Unterordnung anzeigt: lateinisch volo veniat, licet sit
aegrotus etc., ital. credo venga. Analog zu lat. placuit facere wäre der pg.
Infinitiv fazer, analog zu placuit (ut) faceremus wäre der persönliche In-
finitiv fazermos. - Formal ergibt sich eine weitgehende Übereinstim-
mung mit dem Konjunktiv Futur95.
4.3.3 Eine Infinitheitsskala am Beispiel des Finnischen (und des
Huichol)
Faßt man die Ergebnisse der vorangehenden Abschnitte 4.3.1 und 4.3.2
zusammen, so ist die Position V auf dem Faltblatt (das, auf das Französi-
sche bezogen, Ausgangspunkt der gesamten Überlegungen war), also
die Position ,Gerundial- und Partizipialformen‘, mindestens dreifach zu
besetzen: am aggregativsten wäre wohl der „persönliche Infinitiv“ des
Portugiesischen einzustufen (dem allerdings die Tempus-Information
fehlt); etwas integrativer, weil mit weniger Verb-Merkmalen versehen,
die am Spanischen demonstrierten Infinitiv-Konstruktionen; dann kä-
men die romanischen Partizipial- und Gerundialformen. Der folgende
Abschnitt zeigt, daß - innerhalb von Einzelsprachen - die Skala noch
differenzierter sein kann.
Oben in 4.1.3 und 4.1.4 war im Zusammenhang mit der Technik der
Verb-Serialisierung ausführlich davon die Rede, daß die Reduzierung
von Finitheit zu den Techniken gehört, mit deren Hilfe Integration si-
gnalisiert werden kann. Die Beispiele waren hier intrikat, weil die Kre-
olsprachen die Reduzierung von Finitheit nicht durch ein Signal wie eine
Infinitiv-Endung „positiv“ anzeigen, sondern durch die Nicht-Kombi-
nierbarkeit von Lexemen mit Partikeln gewissermaßen „via negationis“.
Es deutete sich jedoch eine Finitheitsskala an, bei der nicht das, was man
traditionellerweise ein finites Verb nennt, mit allen Formen seines fini-
ten Paradigmas den einen Pol bildet: Auch bei den finiten Verben - also
95 VgL hierzu Harri Meier (1950), Joaquim Mattoso Camara 1972:119-121 oder Bruce
Osborne (1982). Die Ansicht, der persönliche Infinitiv habe sich aus dem lat. Konjunk-
tiv Imperfekt entwickelt, vertritt auch Lausberg 1972:§812. - Was die Ähnlichkeit mit
den Formen des Konjunktiv Futur angeht: es gibt Differenzen nicht nur in der Bedeu-
tung, sondern auch in der Form. Dort, wo die Perfekt- und Imperfektstämme der Ver-
ben verschieden sind, richtet sich der Infinitiv nach dem Imperfekt-Stamm, der Kon-
junktiv des Futurs nach dem Perfekt-Stamm. Beispiel: querer gegenüber dem Konjunk-
tiv Futur quiser (Mattoso Camara, ebd.).
 
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