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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0097
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

95

Der Infinitiv II kommt nicht im Nominativ, sondern nur in zwei „obli-
quen“ Kasus vor, dem Inessiv und dem (als Kasus sonst sehr seltenen)
Instruktiv:

sanoin
,sagte'
Nominativ

sen kaikkien
,es‘ ,alle‘
Gen. PI.

kuull-e-n
,hören'
Inf. 11+Instruktiv

minä
,ich'

(„Ich sagte das vor aller Ohren [so daß es alle hören konnten]“.)

Daß das Subjekt der eingebetteten Sachverhaltsdarstellung im Genitiv
steht (wie in absoluten Konstruktionen des Altgriechischen), ist sinn-
voll: der Genitiv ist ein Kasus, der nicht zur Bezeichnung von Aktanten
in selbständigen Sachverhaltsdarstellungen verwendet wird100.

- meidän
,wir‘
Gen. PI.

kirjoitta-e-ssa-mme
schreiben'
Infinitiv II+Inessiv
+Possessivsuffix
1. Pers. PI.

hän
,er/sie‘

luki sanomalehteä
,las‘ ,Zeitung'
Partitiv Sg.

(„Während wir schrieben [während unseres im Schreiben Seins], las er Zei-
tung“.)

In diesem Fall ist, wie dort, wo Pronomina als Erst-Aktant der eingebet-
teten Sachverhaltsdarstellung fungieren, die Person doppelt ausge-
drückt: in Form des Personalpronomens im Genitiv Plural und in Form
des Possessivsuffixes am Ende des Infinitivs II. - Strukturell entspricht
dieses Vorkommen des Infinitivs II einer der infiniten Formen des Sey-
chellen- oder des Mauritius-Kreols101.
Der Infinitiv III ist, wie der Infinitiv II, stets mit Kasusendungen ver-
bunden. Hier sind es jedoch mehr als zwei, insbesondere der Inessiv,
Elativ, Illativ, Adessiv und Abessiv. (Ohne Endung wäre der Infinitiv
III identisch mit dem sogenannten Agenspartizip.) Der Infinitiv III ist
also noch stärker nominal im Sinne einer Teilhabe an den Verände-
rungsmöglichkeiten, die ein finnisches Nomen hat. Zwei Beispiele aus
dem möglichen Spektrum mögen genügen:
"Ml Vgl. zu dieser allgemeinen Erscheinung der „Desententialisierung“ (Christian Leh-
mann 1988) nochmals unten Kapitel VI. 1.
101 Es handelt sich um den Typ dan son pe promen ,während er spazierenging', wobei es
sich bei son um das Possessivum, nicht um das Personalpronomen handelt. Dem dan
entspricht der finnische Inessiv. Vgl. Michaelis 1991: 114ff. und Nickau 1989:69f. Im
Mauritius-Kreol ist allerdings in solchen Fällen ein Personalpronomen vorhanden.
 
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