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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0113
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

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merkmallos gewordenen127) Interpretatoren in der Regel den nachfol-
genden gwe-Satz auch dann, wenn sie die Funktion von Erst- und Zweit-
Aktanten haben. - Merkmalhaltig sind, um die oben begonnene Skala
der Interpretatoren fortzusetzen, auf jeden Fall constatation, hypothèse,
argument, prétexte, Ausrede, Vorwand. In höchstem Maße merkmalhal-
tig sind Interpretatoren, die eine Information thematisieren, die so
wichtig ist, daß sie mit jedem finiten Verb gegeben wird: die Assertion.
Hier geht es nicht nur um das schon erwähnte „es ist eine Tatsache“,
sondern um gleichwertige Interpretatoren wie Wahrheit, vérité , Irrtum,
erreur etc.128
Was die Interpretations-Leistung angeht, so sind die Elemente am
merkmallosen Pol der Skala gewissermaßen Null-Interpretatoren. Sie
interpretieren das, was vorhergeht oder nachfolgt, nur im Sinne der Zu-
weisung einer syntaktischen Rolle. Je merkmalhaltiger der Interpre-
tator ist, desto spezifischer ist die Interpretationsleistung: „Der Vor-
wand/die Behauptung, daß X kommt . . .“ oder „Das Argument, daß X
kommt ...“ sind wesentlich spezifischer als „Der Umstand, daß X
kommt . . .“. Es kann dabei z.B. um die Thematisierung der Illokution
gehen129.
4.5 Wendepunkt - der Eintritt in den „nominalen“ Bereich der
Finitheitsskala
Es war schon festgestellt worden, daß die Technik der Ebene VI des
Faltblattes eine Technik ist, die die syntaktischen Rollen des Erst- und
des Zweit-Aktanten bzw. die referentiellen Rollen des Verursachers
und des Verursachten ausspart (Kapitel 1.4) - mit der Folge, daß statt
dessen Subjekt- und Objektsätze möglich werden130. Die Techniken der
127 Daß ,Tatsache1 an sich kein merkmalloser Interpretator ist, zeigt sich z. B. dann, wenn
,Tatsache' mit der Kopula verwendet wird: „Es ist eine Tatsache, daß . . .“. Während in
den romanischen Sprachen nach dem Typ „die Tatsache, daß ..." sogar ein Verb im
Konjunktiv folgen kann („El hecho de que sea infinito el mundo. ..“), ist dies nicht
möglich bei „Es un hecho que . . .“: „Es ist eine Tatsache, daß ..." ist schließlich eine
Thematisierung der Assertion.
128 In diesem Fall ist nach allen meinen Erfahrungen mit „regelmäßigen Ausnahmen“ zu
rechnen.
129 Häufig geht die Parallele zwischen den pronominalen und den nominalen Interpretato-
ren noch weiter: Man kann im Deutschen nicht nur den nominalen Interpretator mit der
Kopula zu einem Hauptsatz machen, von dem ein daß-Satz abhängt. („Es ist eine Tatsa-
che, daß . . .“). Es geht auch mit „Dies, daß . . .“.
13(1 Vgl. zu letzterem Kapitel III.1. - Daß im Französischen - abgesehen von den merkmal-
 
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