IV. Die diachronische Perspektive
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(„In der Tat, obwohl dieser Herzog [von Irland] auf Seiten des Königs war, haßte
ihn Herr von Coucy von ganzem Herzen; und er hatte allen Anlaß dazu, denn
wie ihr wißt, wiewohl er in anderen Dingen bestens ausgestattet war mit Ver-
nunft, Ehre, guten Manieren und Großzügigkeit, hatte dieser Herzog sich [im
Deutschen genügt hier wieder die Inversion] gegenüber der Tochter des Herrn
von Coucy, die er zur Frau genommen hatte, zu viel zu Schulden kommen lassen;
denn ..
Der andere, hier schon häufigere Gebrauch entspricht einem späteren
ainsi oder aussi am Beginn der Sachverhaltsdarstellung:
- Cil duc d’Irlande regarda que on étoit tanné de lui, et se véoit en péril tous les
jours du sire de Coucy et de son lignage: si considéra que mieux la valoit à éloig-
ner que approcher. Et avisa qu’il se trairoit en Brabant.
(„Dieser Herzog von Irland sah, daß er Anlaß des Grolls war und fühlte sich
beständig bedroht durch den Herrn von Coucy und seine Leute. So kam er zu der
Erkenntnis, es sei besser, sich zu entfernen als umgekehrt. Und er faßte ins
Auge, sich nach Brabant zurückzuziehen.“)50
Sorrento hat also, um diesen Abschnitt abzuschließen, insofern recht,
als er mit romanischem et - er hätte die Nachfolger des lat. sic hinzufü-
gen können - ein Zeichen in den Mittelpunkt des Interesses stellt, das
mit der Korrelation von Sachverhaltsdarstellungen zu tun hat, also mit
einer Erscheinung, die nicht zu Unrecht auch diachronisch mit der Ent-
stehung integrierender Junktionstechniken in Verbindung gebracht
wurde51. „Para-Hypotaxe“ muß es dagegen keinesfalls immer sein - es
50 Daß bei Froissart eine ganz andere Globalstruktur des Geschichtstextes bzw. eine an-
dere „Textorganisation“ vorliegt, hat Peter Blumenthal (1990) gezeigt. Vgl. hierzu auch
eine frühere Arbeit Blumenthals (1982), in der es ebenfalls um den Einsatz von Junktion
- Voranstellung thematischer Begründungen - und ihre Bedeutung für die Dis-
kursstruktur geht. - Aus der Sicht der Dimension .Junktion1 liegt dies u.a. in einem
stärkeren Gebrauch integrierender Techniken, vor allem auch beim Nachholen oder
Vorwegnehmen von Information. Dabei spielen insbesondere auch jene Interpretato-
ren eine Rolle, deren Bedeutung zumal für die integrativsten Techniken der Dimension
,Junktion’ oben in II.4.4 bis 4.6 betont wurde. - Vgl. zur Struktur des „historischen
Diskurses“ im Altfranzösischen auch Wolf-Dieter Stempel (1972, 1973, 1989); siehe zu
Villehardouin und Robert de Clari vor allem Stempel (1989), Abschnitt 3 [„Prosahisto-
riographie des XIII. Jahrhunderts: Erlebnisperspektive, Geschehensperspektive und
Quellenkritik“], S. 719-725. - Grundlegend für das Problemfeld ist das letzte Werk von
Jean Rychner (1990).
51 Vgl. dazu oben Kapitel III.2 und die dort zitierte Arbeit von Bernard H. Bichakijan
(1988).
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(„In der Tat, obwohl dieser Herzog [von Irland] auf Seiten des Königs war, haßte
ihn Herr von Coucy von ganzem Herzen; und er hatte allen Anlaß dazu, denn
wie ihr wißt, wiewohl er in anderen Dingen bestens ausgestattet war mit Ver-
nunft, Ehre, guten Manieren und Großzügigkeit, hatte dieser Herzog sich [im
Deutschen genügt hier wieder die Inversion] gegenüber der Tochter des Herrn
von Coucy, die er zur Frau genommen hatte, zu viel zu Schulden kommen lassen;
denn ..
Der andere, hier schon häufigere Gebrauch entspricht einem späteren
ainsi oder aussi am Beginn der Sachverhaltsdarstellung:
- Cil duc d’Irlande regarda que on étoit tanné de lui, et se véoit en péril tous les
jours du sire de Coucy et de son lignage: si considéra que mieux la valoit à éloig-
ner que approcher. Et avisa qu’il se trairoit en Brabant.
(„Dieser Herzog von Irland sah, daß er Anlaß des Grolls war und fühlte sich
beständig bedroht durch den Herrn von Coucy und seine Leute. So kam er zu der
Erkenntnis, es sei besser, sich zu entfernen als umgekehrt. Und er faßte ins
Auge, sich nach Brabant zurückzuziehen.“)50
Sorrento hat also, um diesen Abschnitt abzuschließen, insofern recht,
als er mit romanischem et - er hätte die Nachfolger des lat. sic hinzufü-
gen können - ein Zeichen in den Mittelpunkt des Interesses stellt, das
mit der Korrelation von Sachverhaltsdarstellungen zu tun hat, also mit
einer Erscheinung, die nicht zu Unrecht auch diachronisch mit der Ent-
stehung integrierender Junktionstechniken in Verbindung gebracht
wurde51. „Para-Hypotaxe“ muß es dagegen keinesfalls immer sein - es
50 Daß bei Froissart eine ganz andere Globalstruktur des Geschichtstextes bzw. eine an-
dere „Textorganisation“ vorliegt, hat Peter Blumenthal (1990) gezeigt. Vgl. hierzu auch
eine frühere Arbeit Blumenthals (1982), in der es ebenfalls um den Einsatz von Junktion
- Voranstellung thematischer Begründungen - und ihre Bedeutung für die Dis-
kursstruktur geht. - Aus der Sicht der Dimension .Junktion1 liegt dies u.a. in einem
stärkeren Gebrauch integrierender Techniken, vor allem auch beim Nachholen oder
Vorwegnehmen von Information. Dabei spielen insbesondere auch jene Interpretato-
ren eine Rolle, deren Bedeutung zumal für die integrativsten Techniken der Dimension
,Junktion’ oben in II.4.4 bis 4.6 betont wurde. - Vgl. zur Struktur des „historischen
Diskurses“ im Altfranzösischen auch Wolf-Dieter Stempel (1972, 1973, 1989); siehe zu
Villehardouin und Robert de Clari vor allem Stempel (1989), Abschnitt 3 [„Prosahisto-
riographie des XIII. Jahrhunderts: Erlebnisperspektive, Geschehensperspektive und
Quellenkritik“], S. 719-725. - Grundlegend für das Problemfeld ist das letzte Werk von
Jean Rychner (1990).
51 Vgl. dazu oben Kapitel III.2 und die dort zitierte Arbeit von Bernard H. Bichakijan
(1988).