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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 3): Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 — Gütersloh, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0027
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CONFESSIO TETRAPOLITANA

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Die Überreichung des Bekenntnisses ver^ögerte sich um einige Tage.
Erst am 9. Juli, nach überaus entwürdigender Behandlung durch den
Kaiser, übergaben die Abgeordneten der vier Städte 4 ? ihre Schrift dem
Vizekanzler Balthasar Merklin’ 0 .
In den folgenden Wochen und Monaten hat man die Oberdeutschen
wohl absichtlich lange Zeit über die amtliche Reaktion im Ungewissen
gelassen. Erst Anfang August verbreitete sich das Gerücht, die Antwort,
die die kaiserlichen Theologen vorbereiteten, sei schärfer als die Konfu-
tation der Augustana’ 1 . Tatsächlich wurde die Widerlegung des Vier-
städtebekenntnisses am 26. Juli in Auftrag gegeben* 2 , und Alfred Paet-
zold hat nachgewiesen, daß sie eine außerordentlich komplizierte, von
Rücksichten vieler Art mitbestimmte Entstehungsgeschichte hatte, bis
sie schließlich drei Monate später, am 2 5. Oktober, in feierlicher Sitzung
des Reichstags verlesen wurde.
Die weitere Geschichte der Tetrapolitana ist ohne viel Glanz. Eine
Zeitlang spielte sie in den nach dem Augsburger Reichstag in Gang
gekommenen Bemühungen um die Einigung der Oberdeutschen mit
den Lutheranern eine gewisse Rolle, und in der Zeit der engsten An-
näherung zwischen den Schmalkaldenern und den Schweizern, auf den
Basler Tagsatzungen Anfang 1531, schien es sogar für einen Augenblick,
die Tetrapohtana, deren grundsätzliche Übereinstimmung mit der Au-
gustana schon im Herbst 1530 auch in Norddeutschland festgestellt
werden konnte 55 , könnte zum Bindeghed zwischen den evangelischen
Parteien werden’ 4 . Doch verweigerten ihr die Schweizer am Ende die
Zustimmung 55 . Nachdem es aber als Instrument der Politik entbehrlich
geworden war, konnte sich das Vierstädtebekenntnis aus eigener Kraft
nicht halten. In überstürzter Eile verfaßt’ 6 , deren Spuren auch alle tief
eingreifenden späteren Korrekturen nicht verwischten, von der literari-
49. Es werden, wie am 4. 7. (Dobel IV, S. 41), Ehinger und Sturm gewesen sein.
Jedenfalls war Joachim Maler, der übrigens Konstanzer, nicht Lindauer Gesandter
war, sicherlich nicht dabei - gegen Gnssmann I,i, S. 383.
50. Bericht darüber Pol. Cor. I, Nr. 758. Dort auch Nachweis des richtigen Datums.
Vgl. dazu ferner CR Zw n, Nr. 1058 (Bucer an Zwingli, 9. 7. 1530). - In den Kon-
stanzer und Memminger Gesandtschaftsberichten fehlen Schilderungen dieser Vor-
gänge; in beiden Fällen wird auf mündliche Berichte verwiesen.
51. Dieses Gerücht hört man überall; Pol. Cor. I, Nr. 778. Schiess I, Nr. 169. Konrad
Zwick an den Konstanzer Rat 9.8., RefA. Bd. 9. Auch Campeggio berichtet am
11. 8. nach Rom, die Konfutation sei »quasi uniforme a queilo de li principi, ma un
poco piü acerbo«. NBD, Erg. Bd. 1,1, Nr. 27, S. 112.
52. Vgl. Val. v. Tetleben: Protokoll des Augsburger Reichstags 1530, ed. H. Grund-
mann, SVRG 177, 1958, S. 90L Auch NBD, Erg. Bd. 1,1, Nr. 24, S. 91.
53. Köhler II, S. 239.
54. Dazu ebd. S. 265 fr.
55. Ebd. S. 273.
56. Pol. Cor. I, Nr. 751. Vgl. die CT selbst, S. 163 unten.
 
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