APOLOGIE
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prelaten und geystlichen, seind abgewichen, eyn yeder aufF seine wege,
und ist yetz lang keyner gewesen, der guts thete, ja nit eyner 12 . Diß mit
mehrer bekantnuß hat gemeldter Babst seinen Botten Franciscum
Cheregatum geheyssen, vor den stdnden des heyligen Reichs also ver-
jehen und bekennen, und darumb im yetzerzälte wort in sein Instruction
gesetzeto 3 welche Bekantnuß und klag auch nit new ist. Es hat der
heylig Bernhardus von den prelaten seiner zeit in eyner predigt zu dem
Concilio, das zu Rens^ gehalten ward, nach vil seer erschrecklichem
schelten also beschlossen: »Darum ists zu dieser zeit, das man die ge-
spons nit zieret, sonder beraubet, nit bewaret, sonder verderbet, nit
beschirmet, sonder in die gefar hingibt, nit underweiset, sonder zur
schand dargibt, die heerd deß Herren nit weydet, sonder verstöret und
frisset, davon der Herr sagt: Sie fressen mein volck me dasbrot [Ps 5 3,5 ] 15 .«
Und damit man nit meyne, er hab soüchs nur von wenigen geredt, sagt
er bald drauff: »Welchen wirdstu mir von den Bischoffen geben, der nit
mehr auff wache 16 , der underthanen seckel ze lären, dann die laster auß-
zereuten 1 ?.« Und eyn wenig auff solichs: »Wir wöllen aber die leut faren
lassen, dann sie nit hirten, sonder verräther sind 18 .« Uber die Hohen lied
sagt er von solichen: »Sie sind nit diener Christi, sonder des antichristi,
und haben gemacht, das es umb die kirche nie ubeler stunde 1 ?.« Und in
eyner andern predig hat er inen also zugesprochen: »Von dem erb des
creutzes Christi machet ir nit bücher in der kirchen, sonder weyden die
huren in eweren kamern, mästen die hund, zieren die pferd etc. 2 °.« Hat
nun der h. Bernardus zu seinen zeiten von den geystlichen solche klag
mit der warheyt gefürt, mag eyn yeder wol dencken, was nun lang solcher
leut brauch gewesen sey. Dann freylich niemant sagen wurt, das es umb
sie seither besser worden sey. Nun 21 solche schwere und erschreckliche
mißbreuch sinds und gar nit das, so nach der leer Christi in seiner gemeyn
recht gebraucht und gehalten wurdt, davon wir abgetretten sind. Darumb
wir dann auch nit vergebens das wörtlin »ettwas abgetretten« hin bei
gesetzt haben. Dann in gmeynem brauch der predig und leere in kirchen
12. Vgl. Ps 14,3.
13. Die Instruktion Hadrians VI. für den Nuntius Francesco Chieregati in RTA III,
S. 393ff., die gemeinte Stelle S. 397, Z. 14^.
14. Auf dem Konzil in Reims im Frühjahr 1148.
15. MSL 184, Sp. 1084 C (Ps.-Bernhard).
16. Darauf sehen, danach trachten.
17. MSL 184, Sp. 1084 D.
18. Ebd.
19. Sancti Bernardi Opera I, 1957, S. 244h (Sermo 33 super Cant.).
20. MSL 184, Sp. 1107 AB (? Ps.-Bernhard, Sermo de cordis et corporis immundi-
tia). Vgl. auch die beiden Pseudobernhardinischen Predigten »ad Pastores« und »ad
Praelatos«, ebd. Sp. 1085 ff.
21. Nur.
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prelaten und geystlichen, seind abgewichen, eyn yeder aufF seine wege,
und ist yetz lang keyner gewesen, der guts thete, ja nit eyner 12 . Diß mit
mehrer bekantnuß hat gemeldter Babst seinen Botten Franciscum
Cheregatum geheyssen, vor den stdnden des heyligen Reichs also ver-
jehen und bekennen, und darumb im yetzerzälte wort in sein Instruction
gesetzeto 3 welche Bekantnuß und klag auch nit new ist. Es hat der
heylig Bernhardus von den prelaten seiner zeit in eyner predigt zu dem
Concilio, das zu Rens^ gehalten ward, nach vil seer erschrecklichem
schelten also beschlossen: »Darum ists zu dieser zeit, das man die ge-
spons nit zieret, sonder beraubet, nit bewaret, sonder verderbet, nit
beschirmet, sonder in die gefar hingibt, nit underweiset, sonder zur
schand dargibt, die heerd deß Herren nit weydet, sonder verstöret und
frisset, davon der Herr sagt: Sie fressen mein volck me dasbrot [Ps 5 3,5 ] 15 .«
Und damit man nit meyne, er hab soüchs nur von wenigen geredt, sagt
er bald drauff: »Welchen wirdstu mir von den Bischoffen geben, der nit
mehr auff wache 16 , der underthanen seckel ze lären, dann die laster auß-
zereuten 1 ?.« Und eyn wenig auff solichs: »Wir wöllen aber die leut faren
lassen, dann sie nit hirten, sonder verräther sind 18 .« Uber die Hohen lied
sagt er von solichen: »Sie sind nit diener Christi, sonder des antichristi,
und haben gemacht, das es umb die kirche nie ubeler stunde 1 ?.« Und in
eyner andern predig hat er inen also zugesprochen: »Von dem erb des
creutzes Christi machet ir nit bücher in der kirchen, sonder weyden die
huren in eweren kamern, mästen die hund, zieren die pferd etc. 2 °.« Hat
nun der h. Bernardus zu seinen zeiten von den geystlichen solche klag
mit der warheyt gefürt, mag eyn yeder wol dencken, was nun lang solcher
leut brauch gewesen sey. Dann freylich niemant sagen wurt, das es umb
sie seither besser worden sey. Nun 21 solche schwere und erschreckliche
mißbreuch sinds und gar nit das, so nach der leer Christi in seiner gemeyn
recht gebraucht und gehalten wurdt, davon wir abgetretten sind. Darumb
wir dann auch nit vergebens das wörtlin »ettwas abgetretten« hin bei
gesetzt haben. Dann in gmeynem brauch der predig und leere in kirchen
12. Vgl. Ps 14,3.
13. Die Instruktion Hadrians VI. für den Nuntius Francesco Chieregati in RTA III,
S. 393ff., die gemeinte Stelle S. 397, Z. 14^.
14. Auf dem Konzil in Reims im Frühjahr 1148.
15. MSL 184, Sp. 1084 C (Ps.-Bernhard).
16. Darauf sehen, danach trachten.
17. MSL 184, Sp. 1084 D.
18. Ebd.
19. Sancti Bernardi Opera I, 1957, S. 244h (Sermo 33 super Cant.).
20. MSL 184, Sp. 1107 AB (? Ps.-Bernhard, Sermo de cordis et corporis immundi-
tia). Vgl. auch die beiden Pseudobernhardinischen Predigten »ad Pastores« und »ad
Praelatos«, ebd. Sp. 1085 ff.
21. Nur.