210
CONFESSIO TETRAPOLITANA
W'as der Oberkeyt christ-
licher leere halb gepiire r(u
gepieten.
H 4 b
den iren Edict und Mandaten, wie man predigen soll, haben lassen auß-
gon, auff die sie sich dann auch in ir Confutation ziehen. Dann ye keyser
und Fürsten nit Bischofe seind. So man aber wolte von disem handel
eigentlich reden, so hat niemant dann allein Gott erstlich und alß auß
im selb maß und Mandaten, wblcher gestalt man predigen soll, zu geben, 5
und mag keyner Oberkeyt, sie sei, wie hoch sie wölle, geistlich oder
weltlich genant, weitters gebüren, dann das yeder nach seinem befelch
dran sei und drob halte, das man lere und predige, wie das Gott ver-
ordnet hat, wie dann yeder Herr seinen knecht und niemant anders, wie
er im dienen soll, fürzuschreiben und zu gebieten gebüren mag; dann 10
in den predigen, so die recht geschaffen seindt, soll man die leut leeren
Gott dienen und nach Gottes willen leben, darumb, wie gottes wilien
niemant weyßt, Gott eröffne im dann den selbigen, also wurdt auch
niemant die leere, nach solchem göttlichem willen zu leben, geben oder
mässigen künden dann allein Gott. Nach dem er aber das selbigen in i 5
seiner h. schrifft uberreichlich gethon hat, stoht m zu allen Oberkeyten,
seitenmal sie von Gott uber ire unaerthonen, die nit ir, sonder sein,
Gottes, werck und eigen seind, verordnet, nach seinem gefallen die
selbigen regiren und das sie seinen willen, der ye der best sein muß, ja
allein gut und gerecht leben, weisen und richten sollen, das sie dran und 20
drob seien, das die selbigen, Gottes, nit ire leut und underthonen, auß
göttlicher schrifft in deren götlicher wil gnugsam dargeben und erkleret ist,
gelert und underwisen werden. | Der ursach hat Gott im gesatz Mose der
Oberkeyt gebotten, keynen falschen propheten oder, der falschen Gots-
dienst einfüren wolte, zu dulden, im xiii. cap. des fünfften buchs Mose 51 , 2 5
Item nach dem gsatz Gottes, das er auch dem Künig fleissig zu lesen und
stätigs zu besehen befolhen hat, alies zu richten. Also haben auch die
Christenlichen Keyser Constantinus und seine nachkommen vil gebott
und Mandata lassen außgehen, wie man predigen und leren solle, alß
das in Ecclesiastica historia’ 2 und in Codice Justiniani gelesen wurt. So 30
dann nun alle undere Oberkeyten das, so den obern nach dem willen
Gottes gefallen hat, volnstrecken und den iren zu halten fürgeben sollen,
wie hat dann unß, die auch gewalt und befelch zu regieren und die unseren
nach dem willen Gottes zu weisen und zu leyten empfangen haben, nit
gebüret zu versehen 5 ?, das zwyspaltige und irrige leer abgestellet und 35
jederman eynhellig die Religion geleret würde, welche unß von Christo,
unserm Herren, und seinen heyligen Aposteln gebenist, vermitten 54 und
m) stotht Or.
51. Dtn i3,2ff.
52. Gemeint ist die Historia Tripartita. Vgl. etwa II,15 (CSEL 71, S. 108 f.).
53. Dafür sorgen.
34. Vermieden, Part. Prät. zu vermiden = »vermeiden«.
CONFESSIO TETRAPOLITANA
W'as der Oberkeyt christ-
licher leere halb gepiire r(u
gepieten.
H 4 b
den iren Edict und Mandaten, wie man predigen soll, haben lassen auß-
gon, auff die sie sich dann auch in ir Confutation ziehen. Dann ye keyser
und Fürsten nit Bischofe seind. So man aber wolte von disem handel
eigentlich reden, so hat niemant dann allein Gott erstlich und alß auß
im selb maß und Mandaten, wblcher gestalt man predigen soll, zu geben, 5
und mag keyner Oberkeyt, sie sei, wie hoch sie wölle, geistlich oder
weltlich genant, weitters gebüren, dann das yeder nach seinem befelch
dran sei und drob halte, das man lere und predige, wie das Gott ver-
ordnet hat, wie dann yeder Herr seinen knecht und niemant anders, wie
er im dienen soll, fürzuschreiben und zu gebieten gebüren mag; dann 10
in den predigen, so die recht geschaffen seindt, soll man die leut leeren
Gott dienen und nach Gottes willen leben, darumb, wie gottes wilien
niemant weyßt, Gott eröffne im dann den selbigen, also wurdt auch
niemant die leere, nach solchem göttlichem willen zu leben, geben oder
mässigen künden dann allein Gott. Nach dem er aber das selbigen in i 5
seiner h. schrifft uberreichlich gethon hat, stoht m zu allen Oberkeyten,
seitenmal sie von Gott uber ire unaerthonen, die nit ir, sonder sein,
Gottes, werck und eigen seind, verordnet, nach seinem gefallen die
selbigen regiren und das sie seinen willen, der ye der best sein muß, ja
allein gut und gerecht leben, weisen und richten sollen, das sie dran und 20
drob seien, das die selbigen, Gottes, nit ire leut und underthonen, auß
göttlicher schrifft in deren götlicher wil gnugsam dargeben und erkleret ist,
gelert und underwisen werden. | Der ursach hat Gott im gesatz Mose der
Oberkeyt gebotten, keynen falschen propheten oder, der falschen Gots-
dienst einfüren wolte, zu dulden, im xiii. cap. des fünfften buchs Mose 51 , 2 5
Item nach dem gsatz Gottes, das er auch dem Künig fleissig zu lesen und
stätigs zu besehen befolhen hat, alies zu richten. Also haben auch die
Christenlichen Keyser Constantinus und seine nachkommen vil gebott
und Mandata lassen außgehen, wie man predigen und leren solle, alß
das in Ecclesiastica historia’ 2 und in Codice Justiniani gelesen wurt. So 30
dann nun alle undere Oberkeyten das, so den obern nach dem willen
Gottes gefallen hat, volnstrecken und den iren zu halten fürgeben sollen,
wie hat dann unß, die auch gewalt und befelch zu regieren und die unseren
nach dem willen Gottes zu weisen und zu leyten empfangen haben, nit
gebüret zu versehen 5 ?, das zwyspaltige und irrige leer abgestellet und 35
jederman eynhellig die Religion geleret würde, welche unß von Christo,
unserm Herren, und seinen heyligen Aposteln gebenist, vermitten 54 und
m) stotht Or.
51. Dtn i3,2ff.
52. Gemeint ist die Historia Tripartita. Vgl. etwa II,15 (CSEL 71, S. 108 f.).
53. Dafür sorgen.
34. Vermieden, Part. Prät. zu vermiden = »vermeiden«.