APOLOGIE
2I 7
und halten, das sie auch leib, eer und gutt dran setzen und damit sie
sich selb und andere desto baß zum unwillen ab gemeiner leere und leben
deren, die sich dem Evangelio ergeben, bringen und drinn erhalten,
treibt er in ein ernstlichen eifer eyn und besonders zu | strengem leben, 13 a
5 mercklichem abbruch an noturfft des fleischs, in wölchem auch die rotter,
gegen denen Sant Paulus handlete, fürtrefflich waren, als er selbs zeuget
zun Coloss. am. 2. cap. 88 . Ab solichem wundert sich auch die welt allweg
meer, dann es nutze; dann, wie S. Paulus sagt, nut^et die leiblich anhaltung
und ubung nit vil. In der ersten zum Thimoth. 4. [8]. Auß solichen ursachen
10 und nit, das wir päpstliche leere, kirchen, preuche und gewalt dem
heiligen Evangelio nach gesetzet haben, seind nit allein bei uns, sonder
bei allen, die dem heiligen Evangelio anhangen, und zum ersten, da
auch das heilig Evangeli zum ersten auffkommen ist, allerlei irthumb,
secten und rotten entstanden, Heresis, das man ketzerei, secten oder Was Heresis.
15 rotten heisset, und ist eigentlich zu reden ein eygenrichtigkeyt in sachen,
unsere heilige religion belangen, auß deren man im schein, in Christlicher
lere und leben etwas bessers dann die gemeinen glaubigen fürzunemmen
und zu sein, sich von gemeiner kirchen trennet; ist von den geistlichen
wercken des fleischs, das ist: den hohern gepresten unser verderbten
20 natur, wie dann S. Paulus in der ersten zun Corinth. am ersten und zun
Galatern am 5. neben eifer, zanck, zwyspalt die selbigen erzelet 8 9. Mit
welchen die nit angefochten werden, die in zechen, hurei, wuchern und
der gleichen grobern lastern ligen, sonder die von solichen abgestanden
und sich des wort Gottes und wares Christenthumb jetz ettwas eiferig
25 annemmen.
Man pflegte etwan zu sagen, keyn ungelerter wurdt bald zum ketzer;
also mag man auß besserem grund sagen, keyn zecher, hurer, reuber,
geltsüchtiger wurdt zum ketzer; dann wie solten solche understan, in
Christlichem thun ettwas besonders vor anderen zu sein, die nach nit
30 gelüstet, etwas zu sein? Da pfaffen seindt, die nichts anders trachten,
dann vil pfrunden zu bekummen und dann auß den selbigen zu leben,
wie leider der gemein brauch ist, da das volck sein Gotsdienst mit Meß
hören, zum iar ein mal oder zwei beichten, ettlicher heiligen bilder
vereren außrichtet und dann jeder lugt, wie er bekomme, das in gelüstet,
35 do selbig kan es eigentlich nit vil ketzer geben. Der nitt steigt, kan ye
nit hoch fallen? 0 , nach ertrincken, der nimmer zum wasser kompt? 1 .
Die aber dem teuffel entlauffen wöllen oder die sich umb das wissen und
leben Gottes annemmen, denen ist dise kranckheyt geferd. Under euch
Christen, spricht Sant Paulus, mussen hereses sein [iCor 11,19].
88. Col 2,23. 89. Vgl. 1 Cor i,ioff.; Gal 5,13ff.
90. Wander IV, S. 806, Nr. 29.
91. Vgl. Wander IV, S. 1823, Nr. 353!.
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und halten, das sie auch leib, eer und gutt dran setzen und damit sie
sich selb und andere desto baß zum unwillen ab gemeiner leere und leben
deren, die sich dem Evangelio ergeben, bringen und drinn erhalten,
treibt er in ein ernstlichen eifer eyn und besonders zu | strengem leben, 13 a
5 mercklichem abbruch an noturfft des fleischs, in wölchem auch die rotter,
gegen denen Sant Paulus handlete, fürtrefflich waren, als er selbs zeuget
zun Coloss. am. 2. cap. 88 . Ab solichem wundert sich auch die welt allweg
meer, dann es nutze; dann, wie S. Paulus sagt, nut^et die leiblich anhaltung
und ubung nit vil. In der ersten zum Thimoth. 4. [8]. Auß solichen ursachen
10 und nit, das wir päpstliche leere, kirchen, preuche und gewalt dem
heiligen Evangelio nach gesetzet haben, seind nit allein bei uns, sonder
bei allen, die dem heiligen Evangelio anhangen, und zum ersten, da
auch das heilig Evangeli zum ersten auffkommen ist, allerlei irthumb,
secten und rotten entstanden, Heresis, das man ketzerei, secten oder Was Heresis.
15 rotten heisset, und ist eigentlich zu reden ein eygenrichtigkeyt in sachen,
unsere heilige religion belangen, auß deren man im schein, in Christlicher
lere und leben etwas bessers dann die gemeinen glaubigen fürzunemmen
und zu sein, sich von gemeiner kirchen trennet; ist von den geistlichen
wercken des fleischs, das ist: den hohern gepresten unser verderbten
20 natur, wie dann S. Paulus in der ersten zun Corinth. am ersten und zun
Galatern am 5. neben eifer, zanck, zwyspalt die selbigen erzelet 8 9. Mit
welchen die nit angefochten werden, die in zechen, hurei, wuchern und
der gleichen grobern lastern ligen, sonder die von solichen abgestanden
und sich des wort Gottes und wares Christenthumb jetz ettwas eiferig
25 annemmen.
Man pflegte etwan zu sagen, keyn ungelerter wurdt bald zum ketzer;
also mag man auß besserem grund sagen, keyn zecher, hurer, reuber,
geltsüchtiger wurdt zum ketzer; dann wie solten solche understan, in
Christlichem thun ettwas besonders vor anderen zu sein, die nach nit
30 gelüstet, etwas zu sein? Da pfaffen seindt, die nichts anders trachten,
dann vil pfrunden zu bekummen und dann auß den selbigen zu leben,
wie leider der gemein brauch ist, da das volck sein Gotsdienst mit Meß
hören, zum iar ein mal oder zwei beichten, ettlicher heiligen bilder
vereren außrichtet und dann jeder lugt, wie er bekomme, das in gelüstet,
35 do selbig kan es eigentlich nit vil ketzer geben. Der nitt steigt, kan ye
nit hoch fallen? 0 , nach ertrincken, der nimmer zum wasser kompt? 1 .
Die aber dem teuffel entlauffen wöllen oder die sich umb das wissen und
leben Gottes annemmen, denen ist dise kranckheyt geferd. Under euch
Christen, spricht Sant Paulus, mussen hereses sein [iCor 11,19].
88. Col 2,23. 89. Vgl. 1 Cor i,ioff.; Gal 5,13ff.
90. Wander IV, S. 806, Nr. 29.
91. Vgl. Wander IV, S. 1823, Nr. 353!.