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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0041
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KIRCHENORDNUNG

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andacht von sewen52 oder anderem verlieren und finden handlen müsse. Doch der
krancken halb, da man das bett53 begeret, solle man der massen wie herkommen
verkünden.
Zum vierden, Dieweil den Pfarrern und Kirchspylpflegern eygentlich gebüret,
das sie deren, die zu der pfarr gehören, sich Christlichs namens berhümen und
getauffet seind, besonder sorg tragen und an dem nichs underlassen, dadurch zu
verhoffen, das soliche Christum, unseren Herren, in der warheit lerneten, sich zu
seinem wort und Sacrament als glider seiner gemeyn mit aller andacht fügten und
in allem irem leben also beweisen als die iren tauff und die genad Gottes, das er sie
zu seinem Sun berüffet, auch etwar für halten. Da hat ein Ersamer Raht erkant,
nach dem leyder durch die vil trennungen der Religion, so sich erhaben, eben vil
leüt seind, die weder für sich noch die iren der Predigen und Sacramenten achten.
Auch nit wenig, ob sie schon etwan predig hören, vileicht auch zum tisch des
Herren gohn, doch also leben, das durch sie nichs dann der namme Gottes und das
heilig Evan | C 2 b | geh gelesteret würt, das die kirchspylpfleger gewalt und bevelch
haben sollen, uff die Sontag oder andere tag jegliche in irer pfarr zusamen kommen,
und wa soliche leüt in pfarren allemal derselbigen etliche beschicken oder von ihnen
verordnen, die solche besonders ansprechen, wie sie das für fruchtpar erkennen.
Und so dieselbigen von denen weren, die sich von der gemeyn Christi gar sönderen,
sie mit aller senfftmut ursach forderen, warumb sie sich also von der gemeynschafft
der kirchen abhalten und ab der leer und Sacramenten scheuhen, die doch die
Oberkeyt und gantz gemeyne Statt für Christlich erkennen und halten. Und so
sie dessen etwas ursachen fürwenden, das sie ihnen dann in aller freundtlicheyt
christlichen bericht thüen und sie zu gewinnen understanden, Sehe man dann, das
soliche keyn besundere ursachen hetten, weren sunst so einer kleynen forcht
Gottes, sie ermanen, Gottes mer zu achten und vor augen zu haben. Wo dann
seind, die sich wol dahyn vermögen lassen, das sie selb predig hören und die ihren
auch darzu halten wolten, und sich aber noch nit dahyn begeben, das sie auch zum
tisch des Herren gehn wolten, die sollen sie also dem Herren lassen stohn, ver-
manen, das sie dem wort und gebet dapffer anhangen, und Got zü bitten, das er
ihnen verleihe, sich an ihn volkummen zu begeben, und sie halten, wie vor zeyten
die Catechumeni gehalten worden seind, das ist, die sich der Christlichen leer be-
geben und doch noch nit gemeynschafft der kirchen durch die Sacrament ange-
nommen hatten.
Befinden sie aber dann, die sich soliche grosse offenbare verächter Götliches
worts oder widersprecher bewysen, das man inen das heyligthumb und berlin54
Götlichs worts nit könde fürwerffen, die lassen sie faren und bevelhen sie Göt-
lichem gericht, doch das man inen dennoch burgerliche freündtschafft und dienst
mit aller senftmut und gutem willen leyste und zu leysten vermane. Dann die
Christen wie ir himlischer vatter guts thun und allen menschen, auch Juden und

52. Säuen.
53. Für die man Gebetshilfe begehrt.
54. Perlen.
 
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