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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0060
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

schlangen hat sollen den kopff zerknütschen41, der samen Abrahe, durch den alle
völcker haben sollen gebenedeyet werden42, der samen Davids, der im hauß Jacob
ewig regieren solle43, die ware gebenedeyte frucht des leibs Marie, wie Elisabet
auß dem heyligen geyst saget44.
Hie wider mag auch nichts streyten das wörtlin »worden«, darauff der Hoffman
ymmer ligt45 und gleichnuß drauff einfürt, als da auß krafft des Herren uff der
hochzeit wasser wein worden ist46; dann ye sollich wort nit gibt, so man saget,
diß ist das worden, das drumb soliches ding an seinem vorigen wesen müste
geenderet sein. Man spricht, Carolus ist keyser, Ferdinandus künig worden | B 2. b |
darauß folget aber nit, das sie nit noch bede an irer natur und wesen seien, das sie
vor waren, und so man dise reden will auß legen, saget man allemal, Carolus hat
Keyserlichen, Ferdinandus königlichen gewalt und hochheit angenommen. Nun
mag die menschliche natur in unserem herren Jesu Christo der Götlichen, in deren
er von ewigkeit ist, weniger abbrechen47,sye enderen oder mit ir vermischet wer-
den, dann Keyserlicher gewalt der menschlichen natur am Künig und Keyser
etwas abthun oder mit ir vermischet werden. Derhalb, wie auß dem, so man sagt,
Carolus ist Keyser worden, gar nit folget, das darumb sein menschliche natur nit
noch, wie vor, am keyser gantz und unverruckt sye, also mag eben so wenig, ja
weniger folgen, das die Götliche natur des ewigen wort Gottes an ir selb etwas
verenderet oder newes worden sey, darumb das das wort fleisch, das ist mensch
worden ist; Dann Göttliche und menschliche natur vil unvermischlicher mit ein-
ander seind, dann menschliche natur und Keyserlicher gewalt.
Solle man dann solich exempel vom wasser, das wein warde, hie her gebrauchen,
und dise red: Das wort ist fleisch worden, gleicher massen verstehn, so wirt folgen,
das das ewig wort Gottes, nachdem es fleisch worden, nit mer das ewig wort und
Gott sye und wurdt also unser herr Jesus nichts dann fleisch und mensch sein, wie
der wein auff der hochzeit uß wasser gemacht nit mer wasser, sonder nichs, dann
nur wein ware. Secht, also fahet sich die lugen selbs.
Dieweyl dan nun das ewig wort Gottes in seiner Götlichen natur, so wol ewig
unverruckt, unvermischet bleiben wurdt und bißher bliben ist, als es von ewigkeit
gewesen, und die schrifft davon so klar zeuget, das der Herr in der zeit warer
mensch worden, von Maria warlich geporen, warlich in diser menschlichen
na-|B 3 a | tur gelitten und ufferstanden ist, sich da fleisch und bein habend wie ein
ander mensch erzeiget hat, so muß je bestehn, das unser Herr Christus bede,
warer Gottes- und des menschen sun, beder, Gotlicher und menschlicher naturen
sye, und das das wort, so von anfang ist und alles tregt, die menschliche natur an
sich genommen habe.
41. Vgl. I Mos 3,15 (zermalmen).
42. Vgl. 1Mos22,18.
43. Vgl. 2 Sam7,12.
44. Vgl. Lk 1,41 f.
45. Vgl.Kawerau, a.a.O., S.48.
46. Vgl.Jo 2,1-ii.
47. Abbruch tun.

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