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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
Es hat auch das unschuldig fleysch Christi nit auß seiner art, das es mitele
zwischen uns und Got, sonder umb der verheyssung und umbs wort gottes willen,
von wölchem es angenommen und in eygner person mit ihm, doch die naturen
unvermischet61, vereinbaret ist. Dann uns auch kein Engel durch sich selbs hette
mögen versünen, es hats der Sun Gottes selbs müssen thun, durch das opffer 5
seines reynen fleyschs. Wann nun Hoffman trotzet, das verdampt Adams fleysch
möge uns nit versünen, gib antwort, du frommer Leeser; Aber der gebenedeyt
samen Abrahe, der ware mensch Christus Jesus, der versünet uns und merck, das
das wörtlin (Adams fleysch) die maledeyung einschleusset und das wörtlin (Abra-
hams samen) um der verheyssung willen die benedeiung, sunst bleibt und ist ein 10
art und natur Adams und Abrahams samen.
Melchior Hoffman suchet in dem wol auch ein behelff und außflucht, das da der
heylig geyst im leib Marie gewürcket hat, und wir in articklen unsers christlichen
glaubens haben: »Empfangen vom heyligen geyst«62, will darauß schliessen, daß
unser Herr menschliche natur nit auß Maria der junckfrawen an sich genommen 15
habe. Aber ein yeder kan wol sehen, das soliche würckung des heyligen geysts der
waren empfengnüß und geburt in menschlicher natur in unserem Herren Jesu
Christo nichts benimmet.
Der Engel sagt vor. Sihe du würst entpfahen im leyb und einen sun geberen
[Lki,31]. Die schrifft leuget nit; empfahen, geberen, sun, mutter und alles 20
solliches heist ein wares entpfahen, wares geberen, rechten natürlichen sun und
mutter, wie das vor den augen der gantzen welt erzeyget und bewysen ist, in allem
leben, todt und auch nach der aufferstehung bey den erwöleten zeugen hie zu,
wölliches alles, das einig wörtlin (fleysch) genugsam dargibt und be-1C 2 a | weret
allen, die Gottes wort glauben könden. 25
Der dritte grund Hoffmans.
Die dritte einred Hoffmans ist. Das Paulus sagt. Der erste mensch ist von der
erden yrdisch, der ander mensch ist der Herr vom himel, 1. Cor. 15 [47]. Auß
disem spruch folget aber nichts weiters, dann das es alles an unserem Herren
Jhesu himlisch, heylig und reyn ist von allen sünden und allweg gewesen, wölchs 30
man daher ye gut zu verstohn hat, das als bald auff yetz gemelte wort folget: Wie
der irdisch, also die irdischen und wie der himlische, also die himlischen und wie
wir getragen haben die bildtnuß des irdischen, also werden wir auch die bildtnuß
tragen des himlischen [42-49]. So wir nun die aufferstentnuß deß fleyschs hoffen
und in warer menschlichen natur himlisch sein worden und die bildtnuß des him- 35
lischen menschens tragen und aber dadurch der waren menschlichen natur an uns
nichts benommen würt, so würt auch in Christo unserem Herren der waren
menschlichen natur nichs abbrechen, das er vom himel und himlisch ist. Und
darumb spricht auch Paulus: Der ander mensch; so dann Got spricht, er sye
61. Vgl.Anm.85.
62. Vgl. Symbolum Apostolicum, BS, S. 21.
IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
Es hat auch das unschuldig fleysch Christi nit auß seiner art, das es mitele
zwischen uns und Got, sonder umb der verheyssung und umbs wort gottes willen,
von wölchem es angenommen und in eygner person mit ihm, doch die naturen
unvermischet61, vereinbaret ist. Dann uns auch kein Engel durch sich selbs hette
mögen versünen, es hats der Sun Gottes selbs müssen thun, durch das opffer 5
seines reynen fleyschs. Wann nun Hoffman trotzet, das verdampt Adams fleysch
möge uns nit versünen, gib antwort, du frommer Leeser; Aber der gebenedeyt
samen Abrahe, der ware mensch Christus Jesus, der versünet uns und merck, das
das wörtlin (Adams fleysch) die maledeyung einschleusset und das wörtlin (Abra-
hams samen) um der verheyssung willen die benedeiung, sunst bleibt und ist ein 10
art und natur Adams und Abrahams samen.
Melchior Hoffman suchet in dem wol auch ein behelff und außflucht, das da der
heylig geyst im leib Marie gewürcket hat, und wir in articklen unsers christlichen
glaubens haben: »Empfangen vom heyligen geyst«62, will darauß schliessen, daß
unser Herr menschliche natur nit auß Maria der junckfrawen an sich genommen 15
habe. Aber ein yeder kan wol sehen, das soliche würckung des heyligen geysts der
waren empfengnüß und geburt in menschlicher natur in unserem Herren Jesu
Christo nichts benimmet.
Der Engel sagt vor. Sihe du würst entpfahen im leyb und einen sun geberen
[Lki,31]. Die schrifft leuget nit; empfahen, geberen, sun, mutter und alles 20
solliches heist ein wares entpfahen, wares geberen, rechten natürlichen sun und
mutter, wie das vor den augen der gantzen welt erzeyget und bewysen ist, in allem
leben, todt und auch nach der aufferstehung bey den erwöleten zeugen hie zu,
wölliches alles, das einig wörtlin (fleysch) genugsam dargibt und be-1C 2 a | weret
allen, die Gottes wort glauben könden. 25
Der dritte grund Hoffmans.
Die dritte einred Hoffmans ist. Das Paulus sagt. Der erste mensch ist von der
erden yrdisch, der ander mensch ist der Herr vom himel, 1. Cor. 15 [47]. Auß
disem spruch folget aber nichts weiters, dann das es alles an unserem Herren
Jhesu himlisch, heylig und reyn ist von allen sünden und allweg gewesen, wölchs 30
man daher ye gut zu verstohn hat, das als bald auff yetz gemelte wort folget: Wie
der irdisch, also die irdischen und wie der himlische, also die himlischen und wie
wir getragen haben die bildtnuß des irdischen, also werden wir auch die bildtnuß
tragen des himlischen [42-49]. So wir nun die aufferstentnuß deß fleyschs hoffen
und in warer menschlichen natur himlisch sein worden und die bildtnuß des him- 35
lischen menschens tragen und aber dadurch der waren menschlichen natur an uns
nichts benommen würt, so würt auch in Christo unserem Herren der waren
menschlichen natur nichs abbrechen, das er vom himel und himlisch ist. Und
darumb spricht auch Paulus: Der ander mensch; so dann Got spricht, er sye
61. Vgl.Anm.85.
62. Vgl. Symbolum Apostolicum, BS, S. 21.