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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0065
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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mensch, so sollen wir in ja ein menschen bleiben lassen und so er dazu thut, der
ihm auß dem weyb worden und geboren sye63, wie solle uns doch anders in syn
kommen? Was hette Gott der mutter und geburt gedürffet, wo sie nit solte sein
rechte natürliche mutter sein und so sie ihn nach der geburt mit ihrer milch
5 erneret hat, die ye von ihrem fleysch und blut kommen und zu blut und fleysch an
ihm worden ist; warumb solten wir nit bekennen, das dergleichen in mutterleib
auch beschehen seye, da dann der Herr, wie alle andere kind, auch zugenommen
und sein zeit gewachsen ist.
Eben also haltet es sich auch mit dem, das der Herr von ihm selber saget:
10 Niemand geht auff in hymmel, dann der | C 2b | herab gangen ist vom himmel, des
mensch sun, der da ist im himel. Johan. 3 [13]. Denn die weil er sich immer ein
menschen nennet und gleich auff erzelete wort von seinem tod meldung thut, ist
gut zu sehen, das soliche reden von dem herab kommen vom himmel oder im
himel sein, den, das das ewig wort Gotes menschliche natur von Maria der junck-
15 frawen an sich genommen hat, nit allein nichts abbrechen, sonder solichs be-
stättigen. Dann so unser Herr vom himel kommen ist, auch dazumal, als er dises
auf erden redet, im himel ware, da man in doch zugegen auff erden sahe, wie ein
waren menschen, und also der ist, durch den alle erwöleten gottes des himlischen
wesens teylhafft werden, muß er ja warer Gott sein, so er dann nit liegen kan und
20 sich selb des menschen Sun nennet, und das selbige nit nur ein mal, sonder für und
für, als ob diß sein besonderer nam sye, und eygentliche anzeyge, was man von
ihm halten solle, wurt er auch warer mensch sein, und also beyde, die götliche und
menschliche naturen haben; und als er der gottheyt nach ewig und alles tregt, und
erst in der zeyt in menschlicher natur erschynen ist, würt ye folgen, das er die
25 selbige erst in der zeit angenommen und mit der gottheyt, wiewol unvermischet64,
in einer person vereinbaret habe.
Weyter, eben auß dem das niemand gen himel komen mag, der nit zuvor von
himel kommen ist, müssen wir auch alle, die glider Christi und mit im und durch
ihn, als die sein leib seind, ins himlisch wesen gesetzet sein Ephes. 1 [10f.], vom
30 himel kommen, das ist von obenherab new geboren werden [Jo3,5], ja auch im
himel sein, als deren burgerschafft und wesen im himel ist, Phi.iii[20], wo wir
anders mit Christo aufferstanden seind. So dann aber nun diß alles an uns mit dem,
das wir warer menschlicher natur seind, bestohn kane, so wurt auch an unserem
Herren Christo, das er von himmel kommen und im himel ist, daran nichs irren,
35 das er von Maria ware | C 3 a | menschliche natur und eben unser fleysch und blut
angenomen habe, nemlich so doch, das er der menschlichen natur nach him-
lisch ist, daher kommet, das er auch warer Gott ist.
Der vierde grund Hoffmans.
40 Am sybenden in der Epistel zun Hebreeren würt Melchisedeck eingefüret als ein
figur und bild Christi und also von ihm geschriben. Erstlich ist er verdolmetschet,

63. Vgl.Gal4,4.

64. Vgl.Anm. 85.
 
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