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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0066
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

ein Künig der gerechtigkeyt, demnach aber auch ein künig Salem, das ist ein künig
des fridens on vatter, on mutter, on geschlecht, weder anfange der tage, noch end des lebens
habend, vergleichet dem sun Gottes, bleibt priester on endre[Hebr7,2-3].
Zu disem ort zeuhet Hoffman auch an, das der Herr Math, am xxii [44] anzeyget,
sich etwas mehr dann Davids sun sein, uß dem das David im CX. Psalmen [1]
gesungen hat. Der Herr hat gesagt meinem herren, sitzezu meiner gerechten, biß ich
deine feind lege zum schemel deiner füssen [Ps110,1]. Dann auff dises fraget der Herr,
Heisset ihn nun David seinen Herren, wie ist er dann sein sun [Mt 22,44]?
Weyter füret er zu disem ein alle die sprüch, inn denen der herr Gottes Sun,
Gott sein Vatter geheyssen, und der vatter in im wohnend, mit ihm eins sein, und
was dergleichen von seiner Gotheyt meldet, fürgeben würt. Auß welcherley
schrifften sampt dem, so anzogen ist, hat Hoffman in eim büchlin hievon ge-
schriben, hundert zeugnuß gezelet66, und, damit ihm an der zal nichs abgienge,
hat er die zeugnussen des vatters bey dem Jordan, Du bist mein geliebter sun, wie
sie von yedem der dreien Evangelisten Mattheo [3,13 ff.], Marco [1,9-11] und Luca
[3,21 ff.] gemeldet ist, für drey zeugnüssen anzogen. Also auch, das der vatter mit
gleichen worten auff dem berg vom Herren zeuget hat [Mk9,1-9 parr.].
Also machen dise verfürer bey den einfeltigen, ihren sachen ein schein67, da
sagt man dann, Hoffman hat C. ort der schrifft für | C 3 b | sich, so sie alle wider in
und eins nicht fur ihn ist. Dann je alles, so in der schrifft von der gotheyt Christi
zeüget, beweret, das er warer Gott, und also an götlicher natur ewig, unverenderet,
unvermischet68 sein und bleiben muß, und derhalben nymmer mer also fleysch
und mensch werden, das da nur eine natur were. Hierauß schleüsset sichs dann,
dieweil die schrifft in auch waren menschen sein zeüget und daß erst in der zeyt
worden sein, daß er als ewiger got dise menschliche natur, die götliche unver-
enderet, unvermischet angenommen habe. Diß kan freylich ein jeder Christ wol
versten.
Hievor ist gemeldet, das ja unser Herr Jesus Christus, so er nur ein purer
mensch were, uns nit hette erlösen mögen und darumb zeüget uns alle schrifft, das
er auch warer Gott ist. Dasselbig wolte nun die Epistel zun Hebreern auch
beweren damit, daß sie den glauben an in, als unseren waren, gantzen heylandt,
bestetiget und leret, an ihm aller ding vernüget zu sein, das man doch erkennete,
die ceremonien des gesatzes Moyse (derhalbe im anfang des Evangeli vil streites
ware, davon auch dise Epistel handlet) zur seligkeit nit von nöten sein, nach dem
nun Christus der Herr ins fleysch kommen ist und als er für unsere sünd durch

65. Ende.
66. Verlorengegangene Schrift Hoffmans »enthaltend 100 zeugnisse für die Richtigkeit seiner
Lehre«; vgl. Kawerau, a.a.O., S. 5 und zurLinden, a.a. O., S. 324. Willem Izaak Leendertz: Melchior
Hofmann.Haarlem 1883. S.287, ist dagegen der Auffassung, es handele sich hier um Hoffmans
Schrift »Von der wahren hochprächtlichen einigen Maijestat Gottes« (vgl. Kawerau, a.a.O., Lit.
Verz. Nr. 57, S.133), was aus dem uns überlieferten Fragment jedoch schwerlich erwiesen
werden kann.
67. Ansehen.
68. Vgl. Anm. 85.
 
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