Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0078
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
74

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

fleysch, schreibet Paulus, ist Christus auß dem samen Davids, und also auß Maria
geboren, Roman, i [3]. Von Maria geboren sein, ist ein eigentschafft der mensch-
lichen, nit götlicher natur; der selbigen lasse man sie, und ziehe sie nit auff die
götliche, so würt nichts ungereümets folgen bey den gleubigen, die Götlichem
wort gehorchen, wölches Christum zeüget bede, götlicher und menschlicher natur
sein. Der götlichen nach vom vatter in ewigkeit, der menschlichen nach von Maria
der junckfrawen in der zeyt geboren.
Der dritte vermeinte grundt Hoffmans ist fallacia ab eo, quod secundum quid
est, ad id, quod simpliciter est116. Ein alefantz, so man das, das etwan einem ding
allein etlicher maß oder auff etliche weg zustaht, dem selbigen ding zugeben wille,
als ob im solichs durch auß und gentzlich zugehöret. Maria fleysch, so ferr es auß
Adam herkommet, were es wol ein sündigs und verfluchtes fleysch; solichs ist
aber darum nit dieses fleysches rechte art und | E4b | natürlichen eygenschafft, die
allweg bey solichem fleysch sein müsse. Nun zeuhet aber Hoffman solichs herfür,
als ob kein fleysch von Adam sein möchte, es were dann sündig und verfluchet.
Das ist aber nun nit, dann solich fleysch doch im anfang auch on sünde erschaffen
ist. Darumb, wann Hoffman sagt, Adams fleysch, des Maria ware, ist verfluchet,
darumb hats Christus nit könden annemmen, uns in dem zu erlösen, antworten
wir: Adams fleysch ist nit für sich selb und allweg ein sündigs und verfluchtes
fleysch, sonder nur so ferr es in der ungenad gottes und verderbnuß steht, in die
wir durch Adam gefüret seind; die selbige ungenad Gottes und verderben ist nun
in dem heyligen fleysch, das Maria von dem heyligen geyst empfangen, nit
gewesen, ob es wol dennoch ir wares natürliches fleysch ist. Darumb sagt der
Engel [Lk 1,35]: das heylig, so in dir geboren, nit gemacht oder geschaffen,
geboren sagt er, darumb ists ja vom fleysch und blut Marie. Diewil aber auß gött-
licher krafft, die Mariam überschattet hat, sampt der ungenad auch das verderben
und unheyligkeyt von Adam herkommend in disem fleysch nit ware, konde diß
heylig fleysch, in dem nichs dann göttlicher will ye und ye geregieret hat, wol die
versunung werden für unsere sünd und der rechte genaden stul, in dem dann die
Gottheyt, wie Paulus [Ro 3,25; Kol2,9] schreibt, leiblich wohnet und von dem
uns der allmechtig Gott in allem unserem anligen erhöret und sich unseren Gott
mit allerley hilff und gnaden beweyset. Darauff auch der heylig Paulus gesehen hat,
da er Christum den genaden stul nennet. Rom. 3 [25]117.
Von diser figuren treibet Hoffman, ob er selb wol bekennet, das die figuren
nichts bestreitten, vil rede. Der genaden stul, sagt er, ware eytel gold118, also ist
Christus gar Gott und hat nichs von Maria. Wir sagen aber, Christus ist der
menscheyt nach der mitler, dann also schreibt Paulus: Ein Got und ein mitler
Gottes | F1a | und der menschen, der mensch Jesus Christus [I Tim 2,5], nun auch
in diser natur ist er ja gar gulden, das ist heylig und göttlich, doch warer mensch.
d) A, B: schribt.
116. Vgl. hierzu die Erläuterungen zur »fallacia extra dictionem« bei L. Schütz, a.a.O., S.300.
117. Vgl. auch Hebr4,16.
118. Vgl. Anm. 38.

5
10
15
20
25
30
35
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften