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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0086
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

und die weyl dann Got wille seine warheyt yederman verkündet haben, und uns
das besser zu yederman versehen, sollen wir die leüt zu der lere Gottes, gutem
willen und thun allweg anreytzen und vermanen, ynen des keyne unmöglicheyt
auffreden, doch söllen wir sie leren, alle dise vermöglicheyt zum guten von Got
bitten, und getröstet mit hoffnung bitten, das sie nit zweyfflen, Got werde sie
ynen nit abschlagen. Auff soliche weyß würt der mensch weder in verzweyfflung
des guten noch farlessigkeyt gefüret und auch in kein vermessenheyt, das er ym
selb wolte zumessen, das allein Gottes gab und werck ist.
Diß ist die lere Gottes von der wahl, erlösung Christi und freyem willen oder
vermügen zum guten, das Got den menschen, die er von der welt erwölet, durch
Christum verleihet, den anderen nit verleihet, darumb sie in yhren sünden sterben
müssen, in welchem aber sie auch freyes mutwillens wandlen, darumb sie auch zu
letst das wort Gottes, das sie verachten, Johan.xii[48] und erkantnüs der war-
heyt, die auch inen Got eynleichtet. Rom. i [19] aber nit so starck, als den er-
weltern Matth, xi, i. Corinth. ii, auß anklag und bezeügen yrer eignen gewüssen,
Roman.ii[15], verdammen würt151. Und würdt Got ya allein gerecht und war-
hafft und alle menschen lügner erfunden werden. Psal.Li[6] und Rom.iii[4].
Auß nichts hat er uns erschaffen, ist niemant etwas schuldig; das sein mag er
brauchen, wie er will, darein hat ym der mensch nichts einzutragen. Roman,
ix. [21 f.].
Hiewider hat nun Hoffman die gnad der erweleten und erlösung Christi zu
vernüten152 und das menschlich vermögen auffzurichten, in die welt angefangen
außzuschreyben und schreyen, alle menschen seien zum leben erwölet und durch
Christum erlöset. Und des die leüt zu bereden, hat er ernstlich einzogen etliche
| G 3 a | deren schrifften, in welchen das heyl durch unseren herren Jesum Christum
aller welt gemeyn sein153bezeüget wurdt.
Als: Durch deinen samen sollen alle geschlecht oder völcker gesegnet werden. Genes. xxii
[18]. Wie sie in Adam alle sterben, also werden sie alle in Christo lebendig gemacht.
i. Corinth. xv [22]. Item das ware liecht ware, das da erleuchtet jeden menschen, der in dise
welt kommet, Johan.i[9]. Item: Wann ich erhöhet werde von der erden, will ich sie alle
zumir ziehen. Johan.xii[32]. Gott wille allen menschen geholfen werden und er-
kantnüs der warheyt kommen, i.Timoth.ii[4]. Item Jesus Christus ist die versünung für
unsere sünd, und nit allein für unsere, sonder auch der gantzen welt. i. Joan.ii[2]. Item er
ist das lemblin, das die sünd der welt hyn nimmet [Jo 1,29]. Ich bin kommen, die welt selig
zumachen [Jo 12,47]. Und dergleichen.
Dise und dergleichen schrifften ziehen die auch an, die da sagen, endtlich154
werde yederman selig, die ungleubigen als wol als die gleubigen. Ist aber beder
fehl, das sie das wörtlein »aller« und »welt« in gemeldten sprüchen nit wie diese
schrifften, sonder wie inen, ire yrthumben und meutereyen bey den gleübigen

151. Syntax: ... weshalb sie auch am Ende das Wort Gottes ... verdammen wird.
152. Verneinen, zunichte machen.
153. Bezeugt würde, daß ... (lat.Konstr.NCI).
154. Am Ende.
 
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