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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0088
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

wöllen on underscheyd der personen, jetzund für alle, die durch einen etwas
erlangen sollen, genommen werden. Und nit gleich die meinung ist, das, wo »die
welt«, ja auch »die gantze welt« gesagt wurdt und »alle« das darum alle menschen,
gantz niemand außgenommen, solten in solichen, davon rede ist, begriffen sein.
So verstaht der h. geyst auch an vilen orten durch: »die welt« die verworffnen und
ungleübigen, als da der Herr spricht: Die welt kenne in nicht, er bitte nicht für
sie [Jo 17,9]. Item Johannes. Wir wissen, das wir auß Got seind, und das die gantze welt
ligt im argen,Johan. v[19]. Auß disem wurde nun, wo man durch dise wort »die
gantze welt« schlecht alle menschen, niemand außgenommen, verstehn wolte,
folgen, das jederman verdammet wurde.
So dann nun on allen zweyfel ist, das dise wörtlin »welt« und »alle« nit allet-
halben einen und selten den verstandt162 haben, das gantz alle menschen, niemand
außgenommen, damit begriffen werden, so folget je nit, das darumb, das in den
erzeleten und dergleychen sprüchen die erlösung Christi allen menschen, aller
welt gemeyn gemacht würdt, die selbige eben gleych jederman, niemand außge-
nommen, zukomme. Dann nit allein sunst in aller schrifft, sonder auch eben bey
disen anzognen sprüchen, hat man helle und klar, das die erlösung Christi darumb
aller welt gemeyn sein geprysen würdt, das soliche nach der erhöhung Christi
solte nit alleyn den Juden, sonder jetz allen völckeren gemeyn werden, aber doch
nur den erweleten auß denselbigen. Auff die meynung wie der h. Petrus bey dem
Cornelio sagte, Act x [34]. Ich vernimme in der warheyt, das Got die person nit an-
nimmet, sonder in allen völckeren, wer in förchtet und recht thut, der ist angeneme. Und wie
Johan. [11,52] sagt, das der Herr solte für das volck sterben und nit allein für das volck,
sonder auch, auff das er die kinder Gottes, so zerstrewet seind, zu ein versamlete. Darauff
auch dise | G4b | red des Herren gaht von seinem blut im abentmal geredt, das für
euch und vil vergossen würt163 Dermassen würt es in aller schrifft alts und newes
testaments dargeben.
So ist der underscheyd der erwöleten und verworffnen so gewaltig in aller
schrifft und auch an den orten hievor einbracht, außgetrucket, das Hoffman und
sein hauff freylich, wo sie nit die sucht der geystlichen meuterey hereseos, wie
vorgesagt, bestanden164 hette, nimmer mer so unverschemet wider die warheyt
gefrevelet haben wurden. Der segen des samens Abrahe, so über alle völcker
kommen solte, ist ye die erkantnuß Christi; dieselbigen nemen nun vil nit an, wie
der Herr selb das allenthalb zeuget, und besonders in den gleychnussen des
grossen abentmals165und der hochzeit, so des Künigs sun bereyttet166, die er von
der Evangelischen predig, die aller welt solte zukommen, aber nit von yederman
angenommen werden, frugabe167. Auff wölchs er auch das sagt: Vil beruffet,
162. Die Bedeutung
163. Vgl.Mk 14,24 parr.; es scheint sich hier um ein ins Deutsche übertragenes Zitat aus dem
römischen Meßkanon zu handeln, da es so bei keinem der Synoptiker zu finden ist.
164. Befallen.
165. Vgl.Mt 22,1—10.
166. Vgl.Lk 14,16-24.
167. Vorstellte (vorgeben).

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