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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0089
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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wenig erwölet [Mt 22,14]. Der glaub ist nit aller, sagt Paulus. 2.Thessa. 3 [2]. Darumb
sagt auch der Herr, als er befahl das Evangeli allen creaturen zu predigen: Wer
glaubet und täufft würt, der würt selig. Wer nit glauben würt, der würt verdammet [Mk 16,16].
Ist nit das gleich anfangs des Evangeli ein gewaltiger underscheydt?
Also Johannis.i[10ff.]: ob wol da von gemeyne des liechts und lebens, das der
Herr ist und gibt, geredt würt, so hanget doch daran: Die in seinem namen (»in«, nit
»auff«), die welt erkennet in nit. Also da er sagt Johan. 12 [37-41], er wollte es alles
zu ihm ziehen, folget gleich darauff, das der Evangelist sagt: Wie wol der Herr vil
zeychen gethan hatte, glaubten sie doch nit an ihn, auff das die rede Esaie des propheten168
erfüllet wurde: Wer glaubet unser predig, und wem ist der arm des Herren eröffnet?
Darumb mochten sie nit glauben, dann Esaias aber mal sagt169. Er hat ihr augen gb lendet
und ihr hertzverhertet, damit sie mit den augen nit sehen und mit | H1a | dem hertzen nit
verstohn und sich bekeren, das ich sie heylet.
Disen spruch hat auch Paulus hernaher in geschichten der Apostolen am
28 [26f.] den Juden fürgeworffen und an ihnen erfüllet sein anzeyget170, da schon
der Herr erhöhet ware.
Eben so häll erkleret sich auch Johannes, wie ers meyne, da er schreibet
[I Jo 2,2]: der Herr seye auch die versunung für die sünd der gantzen welt, dann er in
seiner Epistel so vilfeltig anzeyget, das, wer in sünden bleibe, auß dem teuffel
geboren seie [I Jo 3,8], in Christo nit seye oder bleibe und gar keyn gemeynschafft mit
im habe. 1 [6], 2 [9f.], 3 [8]. Das dann die schrifft allenthalb zeuget, das Gott will
allen menschen geholffen werden und sie zuerkantnuß der warheit kommen 1. Timoth. 2 [4],
geht auch nur auff die erwöleten, aber von allen völckeren und geschlechten.
Dann solichs ye darauff geredt ist, das man für yederman bitte, yederman dazu,
das er zur warheyt komme, diene, sodann etliche auß dem Teuffel geboren seind,
für die der Herr selb nit bittet, Johan. 17 [9], auch Johannes uns nit heysset bitten,
1. Johan. 5 [16]. Und etliche seind, denen der Herr eyn geruch des tödes zun tod ist
2. Corint. 2 [16]. Bleibt ja solicher rede alleyn den erwölten. Und so disen zu gut
der Herr fürnemlich in das fleysch kommen ist, spricht er auch: Er sey nit kom-
men, das er yemandt richte, sonder das er der welt helffe. Johan. 12 [47].
Diß machet aber etwan eynfeltige irre, das der h. Paulus Rom. 5 [12 ff.] Adam,
durch den die sünd und todt, und Christum unserem Herren, durch den gerech-
tigkeyt und leben in die welt bracht würt, gegeneinander haltet. Dann sie meynen,
es folge hierauß, wie durch Adam schlecht171 alle menschen verderbet seind, das
also durch Christum auch alle erlöset werden, nyemand außgenommen. Aber der
auff die red Pauli wol acht hat, sicht leichtlich, das er das werck Christi in unsere
gerechtmachung setzet, die alleyn denen widerfaret, so an ihn glauben. Also sagt
er: Wie wir vil durch | H1b | eins ungehorsame seind sünder worden, also werden wir vil
(»vil« spricht er auch, nit »alle«) durch eins gehorsame gerecht [Ro 5,19]. Gerecht, sagt er,

168. Jes53,1.
169. Jes6,9-10.
170. ... und hat angezeigt (darauf verwiesen), daß ... erfüllt sei.
171. Schlechthin.
 
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