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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0108
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

das 6. Rom. zeuget, der theure martyr und zeuge Christi, das die kirch den brauch,
kinder zu täuffen, von Apostolen empfangen habe, welches auch Augustinus
zeuget lib.deGen.ad lit. 10258. So meldet der h. Ciprianus des kindertauffs als eins
brauchs, der all weg in der kirchen gwesen seye259, des gleichen alle andere heyligen
vätter. Nun hat Origenes geleret, als man zelet nach Christi geburt CCXXXV,
Ciprian, als man zalet CCL, Augustinus, als man zalet CCCXLVII260.
Auff die vierde einred, das bey dem tauff müsse die rechte erkantnuß Christi
sein, darumb das er ein bad der widergeburt und ernewerung des geysts ist, sagen
wir, das soliches ein lauter gedicht ist. Die rechte beschneydung ist auch nit on den
ernewerenden geyst gewesen. Rom. 2 [2 5 ff.]; dergleichen, das hendaufflegen
Christi unsers Herren; und sein dennoch dise bede sacrament, geben auß Gottes
willen, den kinderen bewisen worden, die sich des nicht verstanden haben.
Der Herr hat uns auch an einigem ort nit heyssen also gnaw auff die zeychen
des gegenwertigen geystes sehen. Erstlich, wie wol leyder vil die welt seind, für
die Christus selb nit bittet, noch261 heys- | L4a | set er uns das besser zu meng-
lichem versehen und für yederman bitten, yederman das Evangeli anbieten, biß
die leüt sich offentlich des selbigen unwürdig beweysen. Demnach dieweil er den
seinen so genedig ist, das er auch irer kinder Got vor anderen sein will, hat er
im262 gefallen lossen, auch mit solichen iren kinderen seinen genadenbundt auff-
zurichten. Dann er auch die geschirr seiner barmhertzigkeyt263zu seinen eeren in
muterleib bereytet, wie er vom Hieremia264 sagt; und gleich von muterleib, wie
Paulum, sonderer er sie zu seinem dienst265, als freilich in Paulo ein werck göt-
liches geysts ware, das er vor denen, die seins alters waren, umb das götliche
gesatz eyferte. Er muß ja sein werck in uns alweg anfahen; so seind auch deren
nit wenig, die er on unser mitwürcken der lere selig machet, die nemlich in der
jungen kindtheyt sterben. Wer hernacher im leben sich beweyset ein bock sein,
den kan man allweg wol so vil besserlich erkennen und van der gemein gottes
abhalten.
Die fünffte einred, so Hoffman füeret, ist: Die kindlein könden den bundt
Gottes nit schweren. Darauff fragen wir: Wa hat Got doch je gebotten oder be-
fohlen im tauff, seinen bundt zuschweren? Das ist, wie vor gesagt, die leüt wissen
nit was oder wozu die sacrament geordnet sein. War ists, die eltere kirchen haben
den brauch gehebt, den man auch noch wol halten kan, das, die getaufft wolten
258. Vgl. Augustinus: De Genesi ad litteram 10,11.23; CSEL28,I, S.308.327.
239. Vgl. Cyprian: Ep.64,2.3; CSEL 3,2, S.718.720.
260. B. führt hier ausdrücklich die Jahreszahlen an, um Hoffmans Ansichten zurückzuweisen.
Hiernach ist die Kirche bis zum 6.Jahrhundert noch rein in der Lehre, da erst die Zeit nach
Gregor d. Großen von den Reformatoren als der Zeitpunkt betrachtet wird, zu dem der Anti-
christ in Gestalt des Papsttums in der Kirche auftritt. Von »Päpsten« kann also keine Rede sein.
261. Dennoch.
262. Sich.
263. Vgl.Ro 9,23.
264. Vgl.Jeri,5.
263. Vgl.Gal 1,15.

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