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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0109
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN 105
werden, dem satan und seinen wercken widersagen musten266, das sie dann
darauff gethan, das der Herr sagt: Wer mir wille nach folgen, verleuckne sich selb etc.
[Mk8,34]; Item das zum glauben die bekantnüß gehöret. Dieweyl aber dise leüt
nichs in der kirchen zulassen wöllen, es seye dann mit namen befolhen, wolte ich,
sie sagten, wo solich widersagen vom Herren je mit namen befolhen were.
Nun betrüben sie aber mit solichen ungegründten fablen, die sie so gantz theür
und als ungezweyfflet dargeben, eben vil guthertziger leüt, bringen sie dahin, das
sie meynen, es wurde gar wol |Lz|.b | in der kirchen mit brüderlicher straffe, zucht
und banne thon, wenn man die nur teüffet, die sich selb darböten und versprechen,
ein christlich leben zu füren. In welchem sich eygen267 zwen grosser fehl: Der
ein, das man meynet, der sachen so hoch zu helffen, wann man den leüten vor dem
tauff vil guts sage, und sie vil versprechen. Was kan aber solchs meer vor dann
nach dem tauff? Will Gott das gedeien geben, solte man nit gegen den leüten, so
sie geteüffet seind und Gott nach seiner ordnung ergeben, als vil gutes hiemit
schaffen, als wann sie noch nit geteüffet seind? Der tauff hindert je nichts an aller
lere und straff, wann nur so vil geysts da were, das mans dapffer angriffe; wer
dann nit hören wolte, weyßt man wol, was der Herr sagt: Sie268 er dir als ein Heyd
und publican [Mt18,17]269. Also ists auch, das sie immerumb »bannen« schreyen,
so der Herr als umbsammelen schreyet freintliche lere und ermanung. Greiffen
wir dise an, so würde der bann selb recht folgen. Nun ist es nichts, dann ander
leüt verwerffen und verdammen, keine lieb noch auffbawen. Beissen und fressen
einander, biß sie sich gar verzeren270.
Zuletst gabe doch Hoffman seins scheltens gegem kindertauff ein ursach. Er
hette im seiner bundtbrüder vil hundert erwürget271, die umbs widertauffs willen
getödet sein. Wann aber dise ursach gelten solte, so were ware fromkeyt auch auß
dem teüfel, dann vil tauset darumb getödtet werden, das sie deren nit wöllen.
Doch wöllen wir die umb Christus willen, ob wol im irthumb des widertauffs,
gestorben seind, hiemit keinswegs verkleynen272. Wir künden aber auch hierumb
den kindertauff nit arg, oder aus dem teufel sein erkennen, obschon vil tauset, die
auß irthumb denselbigen verwerffen wöllen und daruber dann leyden.
Auß disem nun hat ein yeder Christ wol zu sehen, das der kindertauff nit auß
dem teufel ist, dise aber auß dem teüfel reden, die yn also schelten, so wir doch in
dem nicht, dann das uns | L 5 a | Got befolhen hat, seine gnad nach seiner zusag, an
unseren kindern prysen und eben das mit inen handlen, das unser Herr Jesus mit
den kinderen gehandlet hat. Solichs haben nun die Apostel der christlichen gemein

266. Gemeint ist nach römischem Ritus die Frage des taufenden Priesters an die (den Täufling
vertretenden) Paten: Widersagst du dem Satan? etc. Die von den Paten hierauf gegebene feier-
liche Absage an den Teufel geht dem eigentlichen Glaubensbekenntnis und Taufgelöbnis voraus.
267. Zeigen (kommt von >öugen<).
268. Sei.
269. In der Lutherbibel: Zöllner.
270. Vgl.Gal 5,15.
271. Ihm seien viele Hundert seiner Bundesbrüder getötet worden.
272. Abwerten.
 
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