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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0127
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

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Daran auch die mercklich schuldig sein, welche die gemeine predig des Evan-
geli, in deren man doch anders nichts leret, dann alles vertrawen allein uff unsern
Herren Jesum setzen, welches vertrawen all weg durch die liebe zu allen gutten
wercken [ a 1 a [ muß thätig sein, so leichtferig widersprechen, heissen uff ein
bessers harren, fliehen die gemeinschafft aller kirchen, die jetzund seind. Es ist
leyder allenthalb fil zufil mangels, den müste man aber helffen erstatten und das
angefangen werck Gottes nit verstören, wie man je thut, so man leret, das noch
nierget das Evangeli Christi, die rechten sacrament und kirchen Christi seyen. Es
gilt in diser sachen nit warten nach22 harren. Welchen augenblick wir nit Christi
sind, sind wir im zorn Gottes und der ewigen verdamnuß, glauben wir aber
Christo, so sind wir seine glider und haben die waren gemeinschafft der heiligen,
wie schwach es noch bey uns zugadt, uns gehöret zu wie Christus selb also alles,
das Christi ist. Und wee allen, die sich unsere glider nit bekennen wöllen! So wurt
freylich das auch kein gutter geist nymmer sein, der sagen wolte, das in allen denen
kirchen, do das heilig Evangeli von unserem Herren Jesu jetz der zeit also rein
geprediget wurt, das man in, unseren Herren Jesum Christum, allein unseren
heyland erkennent, keine ware glaubigen seyen. Wo blybe diser artickel: Ich
glaub ein Christliche kirch, gemeinsame der heiligen und das uns der Herr so
gnädiglich zugesagt: Ich will bey uch sein biß zu endt der welt23? Derhalb wurt
der ware eyfer Christi dise und alle sunderling, die trennung und anstöß anrichten
neben der lere, die wir von Apostolen geleret haben, die nun in so filen kirchen
getrülich gadt, farenlassen und das einig ware wort des glaubens ergreiffen, das
auch nahe ist in deynem mundt und hertzen, sagt die schrifft Rom. 10 [8], zur ge-
horsame des Evangeli alles anrichten. Dozu ein jeder seines berüffs und vermögens
mit höchstem trüwen helffen solle.
Der ursach haben wir disen bericht von gotsäliger ansteilung und haußhaltung24
Christlicher gemein, vertädigung des heyligen kindertauffs25, den alle sunderling
und rotten, wie gespalten | a 1 b | sye sust under inen sind, in dem gantz einhertzig
und einmundig anfechten, dann er zu einigkeit und bewarung gottsäliger predig
von den Apostolen der kirchen herrlich gedienet hatt und noch dienet, erklärung
des glaubens vom heiligen abentmal Christi, uff beger etlicher gutten Herren und
freundt zu Münster in Westval26, do leider der Satan ein schwere ergernuß und

21. Vgl. Mt 11,29-30.
22. Noch. 23. Vgl.Mt 28,30.
24. In der Alten Kirche wird Oikonomia (dispensatio) als Heilslehre verstanden, z.B. Ignatius:
Ad Ephesios 20,1; Justin Martyr: Dialogus cum Tryphone 45; Irenaeus: Adversus haereses 1,10,3 ;
MSG 7,1, Sp. 556A. Der Begriff wird auch auf das Sakrament bezogen, vgl. z.B. Epiphanius:
Adversus haereses 75,3; GCS 37, S.335; Tertullian: Adversus Praxeam 2; CChr ser.lat.2,2,
S.1160, Z.5-6. Vgl. Harnack, A. I, S. 563-564.624. Ferner ThW 5, S.154-155 und O.Lillge:
Das patristische Wort Oikonomia. Theol. Diss. (Masch.). Erlangen 1955.
25. Kindertaufe als von den Aposteln her bestehende Überlieferung, z.B. Irenaeus: Adversus
haereses 2,22,4; MSG 7,1, Sp.784A; Tertullian: De baptismo 18; CChr ser.lat. I,I, S.293,Z.24-25;
Origenes: In epistolam ad Romanos 5,9; MSG14, Sp. 1046. Vgl .Harnack, A. I, S.473.
26. Wahrscheinlich der Syndicus v.d.Wyck und der Kreis der lutherisch gesinnten Ratsmit-
glieder. Vgl. Stupperich, Johann v.d.Wyck, S.25; ders., Straßburg und Münster, a.a.O.
 
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