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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0144
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140

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

er sie inen zukummen, durch wen er wölle, dann sy ein solichen einmal erkennen
von Gott gesandt sein.
127Nachdem aber der abfal by den genanten geystlichen, die das mererteil wöllen
pfarherr und kirchendiener setzen, so weit kommen, das sy nur geben, die das
H.Evangeli Christi verduncklen, kunden ja die Christlichen gemeinen sölche nit
annemen, dann sy der frembden stimm nit hören söllen. Do wille nun der oberkeit,
die auch Christum kennet, gepüren, den iren dazu zu verhelffen, das sy ire taug-
liche hirten und lerer haben mögen. Dann die oberkeit by den iren alles guts
furderen solle, Rom. 13 [3], und derhalb zum furnemsten das, daran alles guts
hanget, als do ist Christliche lere.
128Nun haben wir vor gesagt, es sie jetz derzeit bey uns Christen gar nach
gestalt12 wie es bey den Juden ware, als die Propheten | d 2 a | uffstunden und
wider die eingerißnen abgöttereien predigten. Welche derhalben alweg der auffrür,
und das sy nit die ordenlichen lerer wären, nicht von Gott gesandt und derglei-
chen, gescholten und iren vil darob getötet worden seind. Also gaht es auch
jetzund allen rechten predigern der warheit. Es stelle die auff die oberkeiten, ge-
meinden oder seien gleich von genanten geystlichen dargeben. Dann der Bapst
sampt den seinen massen inen130 das regiment der kirchen an, derhalb wer nit,
wie sy es begeren, leret, der ist schon der kirchen ungehorsam und uffrürig.
131Diß muß sich aber kein oberkeit irren lassen, welche das schwert und obern
gewalt hat, die hat ihn von Gott. Dann alle die gewalt, so sind, die sind von Got
also geordnet. Sölicher oberkeit solle jederman gehorsamen, niemand ußgenom-
men, Ro. 13 [1]. Nun das offentlich predigen ist ein thun, das fur die gantzen
gemeind gehöret und an dem der gantzen gemein heyl und verderben steht. Dann
daruß kommet glaub oder unglaub und volgends alles guts oder arges. So dann
die oberkeiten dazu geordnet sind, das sy den gemeinen nutz bedencken und fur-
deren söllen, gebüret inen zum allerfurnemisten zu versehen, das die iren wol und
Christlich gelert werden. Es hat Got auch bey seinem volck also geordnet, das
nur ein oberkeit sein solte, deren auch die priester und Propheten mußten under-
thänig sein, doch das dieselbigen Gots befelch alweg nach Gottes willen den
oberen und underen getrewlich furtrugen und anzeigten. Wo man das nit leiden
wolte, ergaben sich die H. Propheten und priester under das creutz, underzogen
sich keins eignen gewalts, hiengen die gemein nit an sich, liessen den herren by
seinem volck alles walten.
132Uß diesem folget unsers glaubens, das niemand uberal, dem Got nit besun-
deren befelch gethon, gepüren mag, offentliche prediger uffzustellen133, wie der

127. Der Christlichen oberkeit gepüret, ire underthonen mit rechten getreumn prediger zu versehen.
[Marg.].
128. Die waren prediger werden mit Christo und den Propheten alweg des uffrur beschuldiget. [Marg.].
129. Gar nach gestalt: noch völlig so bestellt.
130. Massen inen an: sie maßen sich an. 131. Es soll nur ein oberkeit sein. [Marg.].
132. Öffentliche prediger solle die ordenliche und oberste oberkeit auff stellen. [Marg.].
133. Aufstellung der Prediger ist auch Sache der Obrigkeit (vgl. in diesem Bd., S. 29. 406f.).
Vgl. Anm. 200.
 
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