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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0148
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

sein, haben die elteren kirchen156 der gmein will in einsetzung der Bischöffen
allweg auch ersuchet, doch haben der gemein wahle alweg angericht und gefüret
zwen der drey ansichtiger157 Bischöff, so man hat haben mögen, desgleichen die
Keyserlichen amptleut, nachdem die Keyser Christen worden. Dann wa so grosse
gemeinden, seind vil unverstendiger darunder, auch vil heuchler, daher kommet,
das solich grosse gemeinen, wo die nit von etlichen wenigen und verstendigen
geleitet werden und angefüret, on rumor und zerrüttung wenig nutzlichs ußrich-
ten mögen, wie das die erfarung der alten kirchen geben und zu unseren zeiten
täglich gibt. Dann als bey den alten offt schon seer heylige und geschickte Bischöff
die wahl leiteten und die oberkeit auch das best darzuthette, noch158 gabe es offt
erschröckliche spaltung und uffrur.
159Der ursach halben finden wir in aller schrifft keine wahl oder | e 1 a | ein-
setzung der furnemen diener in der gemein Gottes, die nit eintweder gar durch
die obersten furgenger geschehen sey oder aber durch dieselbigen angeleitet.
Exod. 18[21] saget Jethro auß Gottes geyst, darumb auch Mose gehorchet:
Besihe auß allem volck menner, die manlich seien, Gott förchten etc. Den Saul gab Gott
selb durch den Samuel160. Der H. Petrus hatt in der wahl Matthie ein gmein nur
von hundert mennern, die ihm auch alle bekant und bewäret waren, noch trüge er
inen die wahl fur und leutet101 dieselbige.
Also in der wahl der siben diener162, die der gemein zu Hierusalem in außthey-
lung der narung fursein solten, hiessen wol die Apostel die gemein auß inen be-
sähen siben menner163, beschriben inen aber, wie dieselbigen sein solten, nemlich
die ein gute zeugnüß hetten, vol des H. geysts und der weißheit weren. Und daruff
sagten sy: Die wir setzen oder bestellen. Als auch die menge gewehlet hat, haben
sie die erwelten fur die Apostel bracht, dieselbigen haben inen nach dem gebott
die hend auffgelegt und sy in ir ampt eingesetzt. Das auch die Apostelen die
gemein hie haben heissen welhen, ware zu befriden dieselbige uff dißmal ser
dienstlich, dann ein unwil entstanden ware under inen, als ob der Heyden witwen
nit so trewlich versähen wurden als der Juden witwen. Wie dann das fleisch
iemer förcht, es werde verforteilet, darumb auch alles verwalten zeitlicher güter
alweg vil argwones leiden muß. So sollen aber die Christen alles versuchen, thun
und leiden, das sy zu gutem jederman gefallen und niemand verletzen.
Denen kirchen in Asia, die durch die predig Pauli und Barnabe uffgericht waren,
haben dise zwen Apostelen Eltisten gesetzet, Act. 14 [23], on zweifel mit gutem
willen der gmein, dann sie rechtgeschaffne, die keine fromme gemein verwerffen
156. Zur Bischofwahl in der alten Kirche vgl .Clemens: Ad Corinthios 1, 44, 1-3.
157. Angesehen.
158. Dennoch.
159. Alle gute einsetzungen der kirchendiener seind mit willen der ordenlichen oberkeit geschehen. [Marg.].
160. Vgl. 1 Sam 10,24.
161. Leitete.
162. Vgl.Apg6,1-6.
163. Hiessen ... menner: »Die Apostel forderten zwar die Gemeinde auf, aus ihrer Mitte
sieben Männer auszuwählen ...«

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