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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
zeichen. Auß disem hatt nun ein jeder wol zu verstehn, warumb also Gott die
sichtbaren zeichen an |h4b | seine zusagen gehencket und der kirchen so herrlich
zu üben befolhen hat. Er wolte unsere thumme sinn auff wege, die uns gemeindt,
erwecken, das wirs einmal recht fasseten, wie wir an im so ein gnädigen, guten
Gott haben, das wir uns doch im gar vertraweten und also auß warlicher, hertz-
licher liebe gentzlich gelebten.
257Das ander, so in disem handel zu vermercken, ist, das Gott uns gegenein-
ander sein zusagungen furtragen und seine gaben zu ubergeben, gebrauchet. Dann
so wir im glauben, zündet er in uns an die höchste liebe gegeneinander und treibet
uns also auch zu höchster einigkeit und macht uns zu seinem leib, daran vil glider
seind und jedes sein ampt hatt, welches ampt es zu gemeiner auffbawung des leibs
außrichten solle, wie wir hievor auß dem H. Paulo anzeiget haben. Derhalb hat er
seinen kirchen die schlussel zum hymelreich gegeben, gesagt: Wen ir uff erden
binden und die sünd behalten, der soll im hymel bunden und im die sünd behalten
sein. 258Wen ir uff erden löset und die sünd verzeihet, der solle im hymel loß und
im seine sünd verzigen sein, Matth. 16[19], 18 [18], Johan. 20[23]. Auß disem
schreibet der H. Paulus, sye, die Apostel, seyen außspender der geheimnüß Gottes,
und er habe die Corinthier durchs Evangeli geboren, 1. Cor. 4 [15]. Er gebere die
Galater noch einmal, biß Christus in inen geformiert werde, Galat. 4 [19]. Und
abermal, er habe die Corinthier ein lebendigen sendtbrieff Christi zugericht, im
hertzen geschriben. 2. Cor. 3 [2f.].
Alles daher, das es Gott also gefallen, seine diener, die vonwegen der kirchen
das wort und die sacramenten außteylen, also zu eim werckzeug unsers heyls zu
gebrauchen, nemlich dazu, das sy seine gnädige zusagen und gaben beyde, mit
worten und zeichen, furtragen und darreichen, sy müssen lösen und | i 1 a | die
sund verzeihen, welchs im hymel gelten solle. Darumb der Ananias zum Paulo
sagt, als er in tauffen wolte: Stand uff, laß dich tauffen und abwäschen deine sünd,
Act. 22 [16]! Ist wol der diener werck, wie pflantzen und begiessen, das an im selb
nichts mage außrichten, wo Gott das gedyhen nit gibt, 1.Corinth. 3 [7]. Gott hat
aber auch gefallen, sein gedeien durch und zu sölichem pflantzen und begiessen,
das ist dienst am wort und sacramenten, zu geben. Der glaub kommet auß dem
gehör des gepredigten worts, Rom. 10 [17].
Der glaub mus das wort und die heyligen sacrament als Gottes wort und sacra-
ment ansehen, nit den diener259, obwol der Herr die diener darzu gebrauchen und
seine gaben durch dieselbigen außspenden wille, und nochdem dann die wort und
zeichen der sacramenten die erlösung Christi furtragen und gleich darbieten, wis-
sen wirs je nit anders zu machen, dann das man die sacrament billich und recht
zeichen nenne und halte götlicher genaden und barmhertzigkeit, obs wol eusser-
liche ding an inen200 selbs sein, auch durch menschen dargereichet werden.
257. Wie uns got durch einander zu unserem heil prauchet. [Marg.].
258. Schlussei zum hymelreich. [Marg.].
259. Diener = minister verbi divini.
260. Sich.
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
zeichen. Auß disem hatt nun ein jeder wol zu verstehn, warumb also Gott die
sichtbaren zeichen an |h4b | seine zusagen gehencket und der kirchen so herrlich
zu üben befolhen hat. Er wolte unsere thumme sinn auff wege, die uns gemeindt,
erwecken, das wirs einmal recht fasseten, wie wir an im so ein gnädigen, guten
Gott haben, das wir uns doch im gar vertraweten und also auß warlicher, hertz-
licher liebe gentzlich gelebten.
257Das ander, so in disem handel zu vermercken, ist, das Gott uns gegenein-
ander sein zusagungen furtragen und seine gaben zu ubergeben, gebrauchet. Dann
so wir im glauben, zündet er in uns an die höchste liebe gegeneinander und treibet
uns also auch zu höchster einigkeit und macht uns zu seinem leib, daran vil glider
seind und jedes sein ampt hatt, welches ampt es zu gemeiner auffbawung des leibs
außrichten solle, wie wir hievor auß dem H. Paulo anzeiget haben. Derhalb hat er
seinen kirchen die schlussel zum hymelreich gegeben, gesagt: Wen ir uff erden
binden und die sünd behalten, der soll im hymel bunden und im die sünd behalten
sein. 258Wen ir uff erden löset und die sünd verzeihet, der solle im hymel loß und
im seine sünd verzigen sein, Matth. 16[19], 18 [18], Johan. 20[23]. Auß disem
schreibet der H. Paulus, sye, die Apostel, seyen außspender der geheimnüß Gottes,
und er habe die Corinthier durchs Evangeli geboren, 1. Cor. 4 [15]. Er gebere die
Galater noch einmal, biß Christus in inen geformiert werde, Galat. 4 [19]. Und
abermal, er habe die Corinthier ein lebendigen sendtbrieff Christi zugericht, im
hertzen geschriben. 2. Cor. 3 [2f.].
Alles daher, das es Gott also gefallen, seine diener, die vonwegen der kirchen
das wort und die sacramenten außteylen, also zu eim werckzeug unsers heyls zu
gebrauchen, nemlich dazu, das sy seine gnädige zusagen und gaben beyde, mit
worten und zeichen, furtragen und darreichen, sy müssen lösen und | i 1 a | die
sund verzeihen, welchs im hymel gelten solle. Darumb der Ananias zum Paulo
sagt, als er in tauffen wolte: Stand uff, laß dich tauffen und abwäschen deine sünd,
Act. 22 [16]! Ist wol der diener werck, wie pflantzen und begiessen, das an im selb
nichts mage außrichten, wo Gott das gedyhen nit gibt, 1.Corinth. 3 [7]. Gott hat
aber auch gefallen, sein gedeien durch und zu sölichem pflantzen und begiessen,
das ist dienst am wort und sacramenten, zu geben. Der glaub kommet auß dem
gehör des gepredigten worts, Rom. 10 [17].
Der glaub mus das wort und die heyligen sacrament als Gottes wort und sacra-
ment ansehen, nit den diener259, obwol der Herr die diener darzu gebrauchen und
seine gaben durch dieselbigen außspenden wille, und nochdem dann die wort und
zeichen der sacramenten die erlösung Christi furtragen und gleich darbieten, wis-
sen wirs je nit anders zu machen, dann das man die sacrament billich und recht
zeichen nenne und halte götlicher genaden und barmhertzigkeit, obs wol eusser-
liche ding an inen200 selbs sein, auch durch menschen dargereichet werden.
257. Wie uns got durch einander zu unserem heil prauchet. [Marg.].
258. Schlussei zum hymelreich. [Marg.].
259. Diener = minister verbi divini.
260. Sich.
5
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