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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0171
BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT
167
Diser ist zu eim zeichen gesetzet, dem widersprochen wurt. Item Matth. 12 [39], das der
Herr sagt, den Juden solte kein ander zeichenwerden, dann das zeichen Jonah.
Auß disen schrifften schliessen ewere prediger also: Die schrifft weyset uns kein
ander zeichen götlicher barmhertzigkeit und früntschafft dan Christum allein, und
den gecreutziget. So sind die sacrament nit Christus, darumb sind sy nit zeichen
der gnaden und barmhertzigkeit Gottes.
Ach, Herre Jesu, erlöse uns von aller zancksucht, gib unß lautere augen, deine
warheit zu ersehen, wer joch dieselbigen | i 3 a | herfurbringet! Unsere lieben brü-
der, ewere prediger, sind ja so gelert und auffmerckig wol, wann sust nit ein an-
fechtung da were, das sy leicht sehen möchten, das gar nit folget: Christus ist ein
zeichen der gnaden Gottes, darumb kan sunst kein ander zeichen derselbigen sein,
wie sy auß eingefürten schrifften schliessen. Diß were gar ein grobs ubersehen des
gegensatzes, Ignorantia elenchi. Christus, unser lieber herr, ist ja der heyland
aller welt, zu dem sich alle völcker versamlen, wie die krieger im feld zu irem
panier lauffen273 von solichen zeichen redt der prophet und geprauchet sich
solicher gleichnuß, also ist er auch das zeichen, dem von der bosen welt wider-
sprochen wurt, ist auch durch seine ufferstentnuß das zeichen Jonah.
274Was ist aber disem allem zuwider, das die sacrament dennocht auch zeichen
götlicher gnaden und gute seyen auff ire maß, wie folget auß disen spruchen, das
Christus, unser Herr, allein ein zeichen götlicher gnaden seye, wie es ewere predi-
ger, warlich des orts unbedacht, furgeben? Kan nit Gott einer sachen vil zeichen
geben, als es doch bey uns menschen sich haltet? Christus, unser Herr, ist aber
auch nit also ein zeichen, wie man von zeichen redet, wenn man sagt, die sacra-
ment syen zeychen der gnaden Gottes, sonder der rechte mitler götlicher gnaden
und barmhertzigkait selbs, ja wurt auch vom Propheten kein solich zeichen ge-
heissen, sonder wie man ein fenlin oder panier ein zeichen nennet. Aber man
heisse in auch auff soliche weiß ein zeichen götlicher gnaden, so folget doch daher
gar nit, das die sacrament nit auch sölicher gnaden zeichen seyen, dann er, Chri-
stus, unser Herr, sich uns mit den worten des H. Evangeli und sacramenten dar-
beütet und ubergibt, darumb sind auch dise zeichen der gnaden Gottes in irem
gradt275. Und von der beschneidung haben wir obern angezeiget, das sy Gott selb
ein zeichen seines bundts | i 3 b |, das ist, zugesagter gnaden nennet, Gen. 17 [11]-
Wo ein furst seinem volck, das belegeret276, seinen sun schicket mit brieff und
sigel, das er sy von feynden entschütten277 wolte, da were des fursten sun wol das
herlichest und gewissest zeichen der furstlichen gnaden und hilff. Noch278 wären
die zugeschribne und versigelte zusag der hilff, und was dieselbige den genötig-
ten279 burgeren bewyse und zeugete, auch zeichen solicher furstlichen gnaden.
273. Vgl.4 Mos 1,52.
274. Wie Christus ein zeichen Götlicher gnaden. [Marg.].
275. Gradt = Recht, Ordnung.
276. Belagert wird.
277. Entschütten: (eine Festung) entsetzen.
278. Noch: hier zudem.
279. Genötigten = bedrängten.
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Diser ist zu eim zeichen gesetzet, dem widersprochen wurt. Item Matth. 12 [39], das der
Herr sagt, den Juden solte kein ander zeichenwerden, dann das zeichen Jonah.
Auß disen schrifften schliessen ewere prediger also: Die schrifft weyset uns kein
ander zeichen götlicher barmhertzigkeit und früntschafft dan Christum allein, und
den gecreutziget. So sind die sacrament nit Christus, darumb sind sy nit zeichen
der gnaden und barmhertzigkeit Gottes.
Ach, Herre Jesu, erlöse uns von aller zancksucht, gib unß lautere augen, deine
warheit zu ersehen, wer joch dieselbigen | i 3 a | herfurbringet! Unsere lieben brü-
der, ewere prediger, sind ja so gelert und auffmerckig wol, wann sust nit ein an-
fechtung da were, das sy leicht sehen möchten, das gar nit folget: Christus ist ein
zeichen der gnaden Gottes, darumb kan sunst kein ander zeichen derselbigen sein,
wie sy auß eingefürten schrifften schliessen. Diß were gar ein grobs ubersehen des
gegensatzes, Ignorantia elenchi. Christus, unser lieber herr, ist ja der heyland
aller welt, zu dem sich alle völcker versamlen, wie die krieger im feld zu irem
panier lauffen273 von solichen zeichen redt der prophet und geprauchet sich
solicher gleichnuß, also ist er auch das zeichen, dem von der bosen welt wider-
sprochen wurt, ist auch durch seine ufferstentnuß das zeichen Jonah.
274Was ist aber disem allem zuwider, das die sacrament dennocht auch zeichen
götlicher gnaden und gute seyen auff ire maß, wie folget auß disen spruchen, das
Christus, unser Herr, allein ein zeichen götlicher gnaden seye, wie es ewere predi-
ger, warlich des orts unbedacht, furgeben? Kan nit Gott einer sachen vil zeichen
geben, als es doch bey uns menschen sich haltet? Christus, unser Herr, ist aber
auch nit also ein zeichen, wie man von zeichen redet, wenn man sagt, die sacra-
ment syen zeychen der gnaden Gottes, sonder der rechte mitler götlicher gnaden
und barmhertzigkait selbs, ja wurt auch vom Propheten kein solich zeichen ge-
heissen, sonder wie man ein fenlin oder panier ein zeichen nennet. Aber man
heisse in auch auff soliche weiß ein zeichen götlicher gnaden, so folget doch daher
gar nit, das die sacrament nit auch sölicher gnaden zeichen seyen, dann er, Chri-
stus, unser Herr, sich uns mit den worten des H. Evangeli und sacramenten dar-
beütet und ubergibt, darumb sind auch dise zeichen der gnaden Gottes in irem
gradt275. Und von der beschneidung haben wir obern angezeiget, das sy Gott selb
ein zeichen seines bundts | i 3 b |, das ist, zugesagter gnaden nennet, Gen. 17 [11]-
Wo ein furst seinem volck, das belegeret276, seinen sun schicket mit brieff und
sigel, das er sy von feynden entschütten277 wolte, da were des fursten sun wol das
herlichest und gewissest zeichen der furstlichen gnaden und hilff. Noch278 wären
die zugeschribne und versigelte zusag der hilff, und was dieselbige den genötig-
ten279 burgeren bewyse und zeugete, auch zeichen solicher furstlichen gnaden.
273. Vgl.4 Mos 1,52.
274. Wie Christus ein zeichen Götlicher gnaden. [Marg.].
275. Gradt = Recht, Ordnung.
276. Belagert wird.
277. Entschütten: (eine Festung) entsetzen.
278. Noch: hier zudem.
279. Genötigten = bedrängten.