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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0178
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

309Nun hat Gott bey den alten die warheit gleich so lieb und die heuchlerey
gleich so wol gehasset als jetzund, auch seinem volck wie uns gepotten, die bösen
von inen zu thun, also das diß der heylig Paulus gegen uns eben auß dem gebott,
das den alten derhalb geben ist, gepeutet, 2. Corinth. 6 [14ff.]. Noch dannoch hatt
im gefallen, das die seinen im solten alle die kinder, so nur in ihrem gewalt, nit
allein die von ihnen geboren waren, in seinen bundt auffnemen und sy mitt dem
sacrament | k4b | seiner gnaden bezeichnen und dadurch also bekennen und prey-
sen seine güte uber sein volck, der also wolte nit allein ir, sonder auch aller deren
Got und heyland sein, die in einigen weg inen zugehorten und iren waren, auch
hiemit sich selb verpflichten, dieselbigen ire kinder im, unserem Gott, uffzuziehen.
So scheide man aber nun die alten und uns, wie fast man wölle, so ist doch das
kundtlich, was inen Gott immer gnaden und guts bewisen hatt, das dasselbig, wo
wir Christo glauben und also rechte Israheliten und kinder Abrahe sind, uns
eigentlich angeht und bey uns mehr dann bey jhenen gelten solle, als denen Gottes
gnad in Christo Jesu, unserem Herren, weyter und völlicher eroffnet und mitgeteilt
ist, Galat. 3 [7]. Darumb, so sy ire kinder haben beschneiden söllen zum zeichen,
wie Gott sagt, seines bundts, das ist seiner gnädigen zusag, das er ir Gott und
heyland wolte sein und zu einer Verbindung zu gotsäliger zucht derselbigen und
dise bede uns so vil meer gepüren, so vil uns Gottes gnaden reichlicher mitge-
teilet ist, warumb solten wir an unseren kindern nit auch also dadurch, das wir
denselbigen gleyches sacrament des tauffes mitteilen, die güte Gottes uber inen
verjehen310 und groß machen und uns domit zu gotsäliger zucht derselbigen
erinneren und verbinden?
311Das wir aber auß dem, das Gott den alten zu seinen eren und irem heyl ver-
ordnet, wie die beschneidung gewesen, abnemen, was uns auch wol ansteh und
gepüre, und lassen uns also ir thun furbild und exempel sein, ziehen also ursachen
a simili, von einem gleichen, in dem handlen wir, wie uns Paulus leret, da er
schreibet 1. Cor. 10 [5 f.]. Was inen geschehen, sein uns furbild, Got habe jhene
gestraffet und verworffen, als sy nit in warem glauben gelebet, diß haben wir uns
auch zu versehen, unangesehen, das wir getauffet und mit den heyligen sacramen-
ten dem |l1a| Herren ubergeben seyen, dann jene sind auch getauffet und der
geystlichen speiß und tranck teilhafft gewesen. Item, so hat der heylig Paulus auch
auß dem, das bey den alten, die des altars gelebten, die dem altar dieneten, be-
wäret, das auch billich seie, das die dem Evangeli dienen, von demselbigen ire
narung haben, 1. Corinth. 9 [13 f.]. So hatt der Herr seine selb handlungen auff die
sabbath und seiner jungeren auß exemplen der alten vertädiget als David und der
priester. Dergleichen haben auch ewere prediger selb hie oben das exempel Mose
eingefieret, der den Eleazar mit den kleidern seins vatters bekleidet und ins prie-
sterlich ampt anstatt seines vatters insetzet vor aller gemein des volcks, und haben

309. Der Herr hat by den alten gleich so wenig als by uns heuchler wöllen in seine kirchen genommen
werden. [Marg.].
310. Verjehen = bekennen, verkündigen.
311. Wie wir dem, so Gott bey den alten gehandlet, nachfolgen sollen. [Marg.].
 
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