176 IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
einmal in Christlichem thun profeß315 und zusag |l2a |thäte, sagte dem teufel ab,
ergebe sich selb an Christum, könde dasselbige doch auch wol hernaher beschehen,
so man die getaufften kinder, als sy dazu erwachsen, durch vorgenden316 cate-
chismum, christliche underweisung, zu solicher verjehung des glaubens bereitet
hette und konde man mit inen also den alten brauch widerbringen, daruß die
confirmation entstanden317, das die Bischöff den geteufften die händ uff legten und
in den H. geyst also mitleysteten nach dem exempel der Apostel in Samaria,
Act. 8 [17], von welchem brauch wir lesen by dem Hieronymo in Dialogis contra
Luciferianos318. Hieran wurd nun, das man sy in der kindtheit geteuffet, je nit
hinderen, wie es auch by den alten kirchen nichts gehinderet hatt.
Auß disem hatt nun ewere liebe, was wir vom kindertauff halten, und unser
haltung grund, welcher auch der Marpurgischen grund ist. Der liebe Got gebe,
das es alles reins hertzens erwegen und geurteilet werde! Es staht alles uff diesem:
der pundt götlicher gnaden ist, das Gott auch der seinen kinder Got und heyland
sein will. Daß hat er bey den alten durch die beschneidung, in angang des Evangeli
durch das kindersegen seines sons, unsers Herren Jesum, hernaher durch seine
Apostlen, marterer und alle seine geliebten biß auff dise zeyt mit dem tauff be-
weysen. Dann so der tauff die erste einleybung in Christum ist, welche durch die
kirch beschehen solle und die kinder Christo eingeleibet werden sollen, hat je ge-
folget, das man sy auch hat teuffen söllen, welches allein denen abzuschlagen ist,
die am todt Christi und reinigung von sünden keinen theyl haben mögen. Nun
wöllen wir ewer prediger gegengrundt319 besehen und diselbigen gegen der
schrifft erwägen. Und erstlich das, domit sy vermeinen, unseren grundt nichtig
sein darzugeben, und als denselbigen die Marpurgischen aus zweyen |l2b | ortten
furnemlich, wie auch wir dargethon auß der ordnung Gottes, in der beschneidung
dargeben, und der ler und handlung Christi von und mit den kindlein, so im
waren zubracht, wellen wir zum ersten besehen, wie sie den ersten grund under-
stohn umbzustossen, darnach, wie den anderen. Von widerlegung des ersten
grunds, auß der beschneidung genommen.
315. Profeß, d.h. feierliche Ablegung der Ordensgelübde; hier aber professio, d.h. Zeugnis.
316. Vorangehend.
317. Für die altkirchlichen Ursprünge des Konfirmationsritus, vgl. Hippolyt: Traditio Apo-
stolica. In: La tradition apostolique de saint Hippolyte. Hg. von B.Botte: Liturgiewissenschaft-
liche Quellen und Forschungen 39. 2.Auflage. Münster (Westf.) 1965. S. 39-61.
Zur Firmung in der Alten Kirche, vgl. L. Vischer: Die Geschichte der Konfirmation. Zollikon
1958. S.9-45.
Zu den Konfirmationsgedanken B.s, vgl. B.Hareide: Die Konfirmation in der Reformations-
zeit. Dt. Üb. von K.Kvideland. Göttingen 1971. S. 105-151. Auch K.Frör: Zur Interpretation der
Kasseler Kirchenordnung von 1539. In: Reformatio und Confirmatio. Festschrift für Wilhelm
Maurer. Berlin und Hamburg 1965. S. 161-179.
318. MSL 23, Sp. 172.
319. Gegengründe der Münsterischen Prediger, in >Wydder Andwurt<, SMTG I, S.130ff.
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einmal in Christlichem thun profeß315 und zusag |l2a |thäte, sagte dem teufel ab,
ergebe sich selb an Christum, könde dasselbige doch auch wol hernaher beschehen,
so man die getaufften kinder, als sy dazu erwachsen, durch vorgenden316 cate-
chismum, christliche underweisung, zu solicher verjehung des glaubens bereitet
hette und konde man mit inen also den alten brauch widerbringen, daruß die
confirmation entstanden317, das die Bischöff den geteufften die händ uff legten und
in den H. geyst also mitleysteten nach dem exempel der Apostel in Samaria,
Act. 8 [17], von welchem brauch wir lesen by dem Hieronymo in Dialogis contra
Luciferianos318. Hieran wurd nun, das man sy in der kindtheit geteuffet, je nit
hinderen, wie es auch by den alten kirchen nichts gehinderet hatt.
Auß disem hatt nun ewere liebe, was wir vom kindertauff halten, und unser
haltung grund, welcher auch der Marpurgischen grund ist. Der liebe Got gebe,
das es alles reins hertzens erwegen und geurteilet werde! Es staht alles uff diesem:
der pundt götlicher gnaden ist, das Gott auch der seinen kinder Got und heyland
sein will. Daß hat er bey den alten durch die beschneidung, in angang des Evangeli
durch das kindersegen seines sons, unsers Herren Jesum, hernaher durch seine
Apostlen, marterer und alle seine geliebten biß auff dise zeyt mit dem tauff be-
weysen. Dann so der tauff die erste einleybung in Christum ist, welche durch die
kirch beschehen solle und die kinder Christo eingeleibet werden sollen, hat je ge-
folget, das man sy auch hat teuffen söllen, welches allein denen abzuschlagen ist,
die am todt Christi und reinigung von sünden keinen theyl haben mögen. Nun
wöllen wir ewer prediger gegengrundt319 besehen und diselbigen gegen der
schrifft erwägen. Und erstlich das, domit sy vermeinen, unseren grundt nichtig
sein darzugeben, und als denselbigen die Marpurgischen aus zweyen |l2b | ortten
furnemlich, wie auch wir dargethon auß der ordnung Gottes, in der beschneidung
dargeben, und der ler und handlung Christi von und mit den kindlein, so im
waren zubracht, wellen wir zum ersten besehen, wie sie den ersten grund under-
stohn umbzustossen, darnach, wie den anderen. Von widerlegung des ersten
grunds, auß der beschneidung genommen.
315. Profeß, d.h. feierliche Ablegung der Ordensgelübde; hier aber professio, d.h. Zeugnis.
316. Vorangehend.
317. Für die altkirchlichen Ursprünge des Konfirmationsritus, vgl. Hippolyt: Traditio Apo-
stolica. In: La tradition apostolique de saint Hippolyte. Hg. von B.Botte: Liturgiewissenschaft-
liche Quellen und Forschungen 39. 2.Auflage. Münster (Westf.) 1965. S. 39-61.
Zur Firmung in der Alten Kirche, vgl. L. Vischer: Die Geschichte der Konfirmation. Zollikon
1958. S.9-45.
Zu den Konfirmationsgedanken B.s, vgl. B.Hareide: Die Konfirmation in der Reformations-
zeit. Dt. Üb. von K.Kvideland. Göttingen 1971. S. 105-151. Auch K.Frör: Zur Interpretation der
Kasseler Kirchenordnung von 1539. In: Reformatio und Confirmatio. Festschrift für Wilhelm
Maurer. Berlin und Hamburg 1965. S. 161-179.
318. MSL 23, Sp. 172.
319. Gegengründe der Münsterischen Prediger, in >Wydder Andwurt<, SMTG I, S.130ff.
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