Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0184
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
180

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

er allen, die der widergepurt durch Christum teilhafft werden, soliches seind aber
auch die kinder, die noch nit bekennen mögen, darumb besteht nicht, das man
niemand teuffen dörffe, er bekenne dann. Dozu ist das auch wider die schrifft, das
niemand zum tauff sölle zugelassen werden, | m 1 a | er sey dann auß Gott gezylet.
Dise innerliche gepurt Gottes mögen wir nit wissen, müssen nach Gottes ordnung
der kinder halb gohn uff dise zusag: Ich wil dein und deiner kinder Gott sein, der
alten: Wer den namen Gottes anrüffet, wurt sälig, und uns diser zusag halten,
solang das beharlich widersprechen der warheit nit vorhanden.
Von underscheidt des alten und newen volcks und testament Gottes.
Cap. X.
337Es füret ewere prediget ab der ban, wie fast alle, die des kindertauffs halb jetz
der zeit sich irren, das sy etliche ort im heyligen Paulo, do er das Evangeli und
gesatz, Christen und Jüden, alt und newes volck abteylet und gegeneinander
haltet, nitt recht ansehen. Do der H. Paulus und andere ware Apostel Christum,
unseren herren, predigeten als durch den wir allein selig werden, so wir warlich
an in glauben, hatt der alt böse feind disen glauben, durch den man warlich das
ewig leben hat, wöllen verhinderen und abtreyben, dan Got die seynen allweg
durchs widerwertig probieren will. Derselbig feind name zum behelff, das die
Jüden wie alle menschen sich selb und das ir ondas hochhielten und erweckete
auß inen seine Apostel, welche durch falsch furgeben deren schrifften, in welchen
die verheyssungen, den Jüden beschehen, sampt dem gesatz und cerimonien des
gesatzes werden herlich dargegeben und hoch gehalten, den Jüden das heyl und
waren gotzdienst weyter dan den Heyden zueygneten und die notwendigkeit des
gesatzes und der cerimonien des gesatzes beyde, Jüden und Heyden, uffredeten.
Dadurch warde der glaub an Christum, unsern herren, geschwechet, die leüt uff
ire werck gewysen, in den kirchen allenthalb vil zwitracht und spaltung angericht.
Derhalb der H. Paulus dise falsche Apostell trügliche arbeiter, die zer- | m 1 b |
schneidung, hund und dergleichen nennet, 2. Cor. 11 [13], Philip. 3 [2], streytet
allenthalb mit grossem ernst wyder sy, als wir das in allen Epistolen Pauli haben,
allein die erst ad Corinthios, die zwo ad Thessalonicen und die ad Philemonen
außgenommen, zun Römeren mit meisten argumenten und schrifften, zun Gala-
tern am hefftigsten, wiewol er auch in der anderen zun Corinthiern und Philippern
und Colossern seer ernsthafft wider sy ist.
338Deweil aber nun dise falschen Apostel das ymer furwarfen339, die Jüden
waren das recht außerwelet volck Gottes, das gesatz Gottes wäre die höchste,
heylsameste leere, dadurch müste man sälig werden, der glaub an Christum würde
es nit allein thun, do hatt der heylig Paulus dagegen, wie vonnöten ware, die gnad,
der welt durch Christum beschehen, allen, die Gott dozu erwelet hatt, welche

337. Wie sich der Satan im anfang wider das Evangeli gelegt. [Marg.].
338. Wie Paulus gesatz und glauben gegeneinander heltet. [Marg.].
339. Vorwarfen = vorbrachten.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften