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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0190
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186

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Hierin bitten wir abermals unsere lieben brüder, Ewere Prediger, sie wöllent
unserem Herren Jesu, unserem gemeinen Heyland und einigem himmlischen
meyster die eer anthun und ire meinung auß seinen worten nit nach irem selb
guttuncken richten. Freylich, sie und ein jeder, der diß ort von kindlin, die der
Herr gesegnet hat, liset, sicht wol, das die red des Herren ist alle von den kindern 5
gewesen, ob die solten im zubracht und von im gesegnet werden oder nit. Do
waren die guten leut, die ire kindlin zürn Herren brachten und trügen. Warumb?
Er solte für sie betten, sie anrüren, solte sie sägnen, inen die hend ufflegen, solt
in helffen, solte sich auch iren Heyland beweysen. Was die junger? Schnaweten356
die an, betraweten357 sie, so sy brachten, meyneten, die gutten leut hettens nit 10
recht vor inen, das sie den Herren mit den unsprechenden kindlin wolten be-
mühen. Er were kommen, das reich Gottes zu predigen und denen, die dem teüffel
konden versagen und den glauben bekennen, dasselbige mitzuteylen. |n2a|
Was aber der Herr? Warde unwürsch358, zornig uber die Junger. r/yavdxTrjoev
stoht im Marco359. Wie? Zürnet der Herr auch? Ja, wenn es seer unbillich zugoht 15
und Gottes eer besonders schwerlich verletzet würt, sunst ist bey im eytel senfft-
mut. Do die Juden in der Synagog acht uff in hatten, ob er wölte uff den Sabbath
gesundtmachen, als ob das unrecht were, do hat er sie umbher angesehen mit zorn,
schreibt Marcus, bekümmert uber ire blindtheit, Marcus 3 [5]. Das ware auch ein
böser will, das reich Christi zu verhinderen. Also muß dis betrawen der junger, das 20
doher kamme, das sie meinten, so die kinder noch keinen verstandt hetten, der
Herre aber das himmelreich wolte uffrichten und dem obren Jerusalem burger
uffnemen, hette mit inen nichts zu thun, fürwar dem Herren seer mißfallen haben
und seinem reich mergklich zuwider gewesen sein. Wir lesen zwar sunst nierget,
wiewol sie offt gröblich gefehlet, das er uber die junger zürnet habe oder un- 25
würsch worden sie. Und ob er schon meer uber sie unwürsch worden, ists doch
nit vergebens, das dises zürnen gemeldet würt und die anderen nit. Der heylig
geyst thut ja nichts umbsunst. Ach, das wolte man bedencken!
Nun, wie sagt der Herr? Lassend die kindlin mir kummenl Von was kindlin
redet er do? Nitt von denen, die man im zubrachte und es die junger weren wol- 30
ten? Wer wille dran zweifflen? Noch sehet, lieben herren, freundt und brüder,
haben wir diser zeit, die eben hochgelert und meer dann heylig sein wöllen, welche
der leydige zanck dohin bringet, das sie es verneynen und wöllen do allegorizieren,
der Herr rede hie von kindern des geists, die im glauben zu im kummen. Machen
den Herren - Gott verzeie es inen! - zu eim teuscher, der von gegenwertigen 35
kinderen also rede, das es jederman nit anders dann von denselbigen verston
künde, und meine aber allein andere und nit dieselbigen. | n2b | Nun, wir wöllen
bey der einfeltigen warheit bleyben. Die junger betraweten, enerLfirjaav, die, so
die kindlin zum Herren brachten. Der Herr sagt: Lassend sy zu mir kommen.

356. Schnaubten, fuhren an.
357. Bedrohten.
358. Zornig.
359. Vgl.Mk10,14.
 
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