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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0203
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

199

Antwurt.
Wer irgenteins red wol und recht verstohn wille, der muß wol daruff sehen, was
der, der soliche red gethon, fürnemlich gewöllet, waruff er seine rede gerichtet
habe. Nun lese man diß orts den H. Petrum, so sicht man clärlich, das alle seine
red diß orts daruff gangen ist, das er die Christen zu gedult des leydens auß frucht
des leydens Christi hatt ermanen wöllen und die frucht des leydens Christi in dem
darthun und zuerkennen geben, das unser Herr Jesus, do er jetz für die sünd ge-
storben, der gerechte für die ungerechten, und also am fleisch gedöttet gwesen, ist
er am geist erst recht lebendig worden, das ist, hatt jetz das geistlich hymelisch
läben, das wir auch warten396, angenommen und in disem geist, den er allen seinen
Apostlen gegeben, hingangen und geprediget den geistern, die im gefencknüß
und von altem her ungleübig waren, das ist allen erwelten gemietern bey den
Heyden in aller welt, wölche allezumal der Teüffel in banden und der gefencknüß
aller irthum hielte, jetz von langem här seyt der zeit Nohe, do man einmal beson-
ders der langmütigkeit Gotes erwartet, die menschlichem geschlecht so fil geley-
stet wärde, das durch mittel der arch in wassern wenig, das ist allein acht selen,
erhalten würden.
Hierauß folgt dan der gegensatz des Tauffes mit jetz vorerzelten worten, wöl-
ches wasser im gegenbild, nemlich der tauff, auch uns erhaltet etc. Gibt hiemit das
zu versthon: So nun unser Herr Jesus gestorben für die sünd, der gerecht für die
ungerechten, so seye das heyl in alle welt, die von zeytten Nohe här von Gott ab-
gewant und von dem Teüffel gefangen gehalten was, außbrochen, und wie zun
zeytten Nohe in der arch | q 1 a | nur acht seelen erhalten sein und die andre welt
alle im wasser ertruncken, also werden nun alle erhalten durch das wasser, die in
aller welt getaufft werden. Dömit aber nieman gedächte, der heylig Petrus
[I Petr 3,21-22] setzete die sach unsers heyls allein uff das ausser weschen, setzet er eyn
erklärung hinzu: Nit das ablegen des unfladts am fleisch, sonder der bundt des guten ge-
wissens gegen Gott durch die ufferstentnüß Jesu Christi, der do ist zur gerechten Gottes, als
er in hymel gangen ist, und ym underworffen seind die engel und gewaltigen und die krefften.
Nun auß disem allem hat man so vil, das der heylig Petrus diß orts, die frucht des
leydens Christi hat wöllen heraußstreichen und dasselbig in dem, das der Herr
nach seinem leyden gen hymel gefaren ist, zur rechten Gottes uber alles regieret
und durch den heyligen geist in alle welt das Evangeli hatt lassen predigen
und das heyl allen völckeren mit dem Tauff ubergeben, den geystern, die von
altem här ungläubig und deßhalb des Teüffels gefangne waren. Und auß disem
hatt Petrus dann die lieben Christen, zu denen er geschriben, zu gedult ires ley-
dens vermanet, darumb er auch alle dise red also schleüsset, ist der anfang des
4. Capite: So dan Christus also für uns am fleisch gelitten hatt, solt ir eüch auch mit diser
meinung wapnen, das der am fleisch leydet, der staht abe von sünden etc. [I Petr 4,1]
Wer sicht nun nit, das hie der Heylig Petrus des Tauffes nur zufelligerweiß ge-
dacht hatt, dieweil er die wasser der sündflut eingefüret und von der außbreytung
des heyls uber alle völcker red hatt. Dazu ist nun genug gewesen, den Tauff der

396. Erwarten.
 
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