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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0206
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202

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

wöllen, gar nit geben, sonder gentzlich und unwidersprechlich das widerspil402.
Dann schlecht, so man auß disen schrifften allen das hatt, das alle, die dem Evan-
geli glauben und teüffet werden, Gottes kinder sind, haben den bundt des guten
gewyssens mitt Gott, sind sälig, so sind sy auch die rechten kinder Abrahe, und
die zusag Abrahe ist inen erfüllet, sy sind die rechten bundtsgenossen Gottes,
darumb erstrecket sich auch bey ynen der gnadenbundt so weit, das derselbige
bey inen mit wort und Sacramenten so herrlich erkennet, geprysen und hochge-
halten werde, alß bey den alten ye, dann jetz die gnad Gottes reichlicher außbro-
chen ist. So dan nun das eyn so grosses werck Göttlicher gnaden ist, das er auch
unser kinder Gott in Christo Jesu sein wille, hatt inen diß gleich wie uns ver-
sprochen, wille, das sy auch des todts Christi und erlösung theylhafft seyen, so
soll man sy auch teüffen, dan mit disem Sacrament will der Herr nun sein volck
und bundtgenossen bezeichnet und inen also disen bundt zugesagt und sy in den
uffgenomen haben wie bey den alten mit der beschneidung.
Was die exempel Christi, unsers Herren, und
der Apostel des Tauffs halb vermögen.
Cap. XV.
Der dritte grund Ewerer Prediger, den sy fürgeben, yre mei-| q 3 b | nung mit zu
bekrefftigen, ist: Unser Herr Jesus sye unser exempel und fürbild, der sy nun im
xxx. jar geteüffet worden, darumb söllen wir auch doch biß in das alter mit dem
Tauff verziehen, biß das man bekennen möge403. Antwurt: Aber ist der fehl da ab
eo, quod est, secundum quid ad simpliciter. Auß dem, das wir in ettlichen dingen
söllen thun, was der Herr gethon hatt, wöllen sie schliessen, wir söllens in allem
thun. So doch kuntlich ist, das wir dem Herren nit alle ding nachthun söllen404,
sonder die er uns im nachzuthun befolhen hatt, wir müsten uns sunst auch be-
schneiden lassen und vil andere ding thun, die uns nit gepuren, eyn jeder hat
seinen beruff. Der Tauff ist das erstlich Sacrament im newen bundt, darumb hatt
der Herr dasselbige angenommen, do er jetz wölte anfahen den newen bundt
predigen. Vor hat er sich under dem gesatz und alten bund gehalten, derhalb hatt
er dieselbig zeit auch die Sacramenten soliches bundts geprauchet. Also dieweil,
wie vor bewäret, wir die kindlin deren, so Christi sein wöllen, söllen erkennen des
bundts der gnaden teylhafft und unserm Herren Jesu einzeleyben sein, söllen wir
inen nicht weniger den Tauff mitteylen, der uns das anfenglich bundzeichen ist,
dann unser lieber Herr in seiner kindtheit beschnitten worden ist. Dan wie ym die
beschneidung ware, also ist uns der Tauff das anfenglich Sacrament des bundts
Göttlicher gnaden. Derhalb, so wir uns mit disem halten, wie er sich mit der be-
schneydung gehalten, so werden wir ym recht nachfolgen und gleichförmig
handlen.

402. Gegenteil.
403. Vgl.SMTG I, S.134.
404. Nachthun: Imitatio. Vgl .Ignatius: Ad Romanos 6,3; 4,2.
 
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