Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0210
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
206

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Tauff der alten und bekennenden, welcher dann, wie gesagt, dozumal mit in der
kirchen gewesen und von dem die leerer, die sy anzogen, an selbigen orten, die
verzeichnet, red haben, das sy dasselbige gleich uffnemen, als ob solicher Tauff
der alten allein der Tauff Christi seye, und als ob die lieben heyligen vätter von
keinem anderen Tauff gewißt hetten, so doch das gegenteil, wie angezeiget, in 5
aller vätter bücher gelesen würt, das freylich sy, Ewere Prediger, auch wol wissen,
darumb sy hie nit also faren solten und ex parte totum, ex eo quod secundum quid
est, quod simpliciter schliessen, so sy doch des kindertauffs halb haltung der alten
kirchen und der H. vätter so offenbar haben.
Sy bedüren uns auch seer424, das sy in ir gedruckten bekantnüß von beden 10
Sacramenten zu end vom Tauff Beatum Rhenanum425 anziehen, als ob der ge-
schriben hette, das bey den alten nieman dan die kinder weren geteüffet worden.
Diser man schreibt von dem, das der heylig Tertulianus vom Tauff meldet in buch
de Corona militis426 : »Baptizandi ritum ostendit, qui in usu veterum fuit, nam tum
adulti fere regenerationis lavacro tingebantur.«427 | r 2 b | Er zeiget an die weiß zu 15
teüffen, die im brauch der alten gewesen ist, wan dozumal wurden gemeinlich,
fere oder den merern theyl die erwachsenen geteüffet. Und bald hernacher:
»Tingebantur itaque eodem lavacro pueri, senes« etc.428 Es wurden in einem bad
geteüffet kinder, alte etc. Wo ist in disen worten, das die alten allein die erwach-
senen geteüffet haben oder das solichs biß uff Carolum und Ludowicum geweret 20
habe429, deren gesetz doch, die Rhenanus hie meldet, nit mehr anzeigen, dan das
man allein uff Osteren und Pfingsten habe sollen teüffen, außgenommen, so der
todt vorhanden ware. Eben diß und nit weyterß lyset man auch de Cons.dist. 4430
und mit einem wort nit, das von alten nieman sey geteüfft worden, dan die erstlich
seyen den glauben geleret worden und haben denselbigen under der hand des 25
Bischoffs bekennet, sonder wurdt des orts auß dem Augustino und anderen filfeltig
anzeiget, das man auch die kinder geteüffet hatt. Es bringet warlich eyn schweren
argwon eins bösen gewissens in der sachen, also gröblich und offentlich neben der
warheit inherfaren. Getrawen Ewere Prediger ire sachen mit gschrifft oder einigen
gegrünten ursachen zu erhalten, thüen sy dieselbigen dar und lassen faren, das sy 30
selbs wissen nichts sein!
Man hat by den alten zu besonderen zeyten und fürnemlich uff Osteren ge-
meinen Tauff gehalten, wie wir des auch fil gepott haben yn der 4. distinctione de
Con.431, die ewere prediger anzogen, do seind dann all weg ettlich alte auch ge-
teüffet worden, die hatt man nun billich des handels vor wol berichtet432 und also 35

424. Übersetzung: Sie erregen unser Bedauern. Auch: sie beschweren, kränken uns.
425. Vgl.SMTG I, S.171.
426. CChr ser.lat.2,2, S. 1042, Z.12-25.
427. Vgl. die Tertullian-Ausgabe von Beatus Rhenanus, Basel 1521, S.451.
428. Ebd.
429. Vgl. SMTG I, S. 171. Carolus und Ludovicus = Karl der Große und Ludwig der Fromme.
430. Vgl.Decr. Grat., De Cons. D.IV.
431. Vgl. Ebda. Vgl .Tertullian: De baptismo 19. CChr ser.lat. I, S.293, Z.41-67.
432. Vgl.Anm. 1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften