Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0216
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
212

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

bede nichts, weder ich, der pflantzet habe, noch Apollo, der genetzet hat, sonder
Got ists alles, der das gedeyen gibt. Darumb sagt er, wir sind diener, durch die ir
glaubt haben. Nun komet der glaub je auß dem gehör. Also gibt der Apostel des
orts auch eyn gleichnüß vom bauwen. Er habe das fundament gelegt, andere
bawen druff, welchs er alles von der lere, nit vom teüffen gered hatt.
Nun sehen aber, lieben brüder, wan man also kommet: Paulus gibt das netzen
für teüffen dar, das pflantzen für predigen, so solle nun je das pflantzen dem
netzen fürgohn, so wehnet der einfeltig leye448, es sey gleich auß sant Paulus rede
beschlossen, das man nieman teüffe, er sey dan vor geleeret. Wenn man aber dann
die wort Pauli selb ansicht, so ist es nierget die meinung, darumb, lieben Herren
und freünd, secht wol daruff, richtet alles als vor gott mit recht getrewem uffsehen.
Eben also ist auch, das sy hiewider fürwerffen44”: Also achten wir unrecht, das
man die kinder eer begrebt, dan sy gestorben. Wan das der eynfältig höret, wie
dann die gleichnüssen by den einfeltigen fil vermögen, meinet er gleich, die sach
sy erstritten450, so wir doch bede, die kinder und alten, die wir teüffen, domit
allein uff die zusag Gottes teüffen, das er in inen durch unseren Herren Jesum die
sünd tödten und sy also in seinen todt begraben und das newe leben anrichten
wölle, welches er dan auch | s 3 b | so wol in kinderen thun will als in alten, alß er
das mit seinem segen wol bezeüget hatt. Es sind je die alten, so man teüffet, an
inen selb den sünden noch nit erstorben, sonder solang sy hie leben, muß dise
tödtung gehn. Dieweill aber die allein durch den geist Christi beschicht, sagt
Paulus, sobald wir im Tauff Christo ergeben synd, sind wir in seinen todt be-
graben. Es gilt nit also mit den gleuchnüssen schertzen451, man muß wol druff
sehen, wie sy der geist Gottes brauchet. Wenn die eyn jeder seins gefallens deüten
will, so hatt man leicht darauf zu schliessen, was nun einem jeden gelegen.
Was frucht der kindertauff bracht hatt und jetz bringet,
das man yn widerfechtet.
Cap. XVIII.
Nun, wiewol diß seer erschrockelich ist, also nichtige ursachen so theur452 und
als gantz gewisse in disen Göttlichen sachen füren, dann man sich solte taussetmal
bedencken, ee man ettwas in der kirchen Gottes wolte beschlüßlich dargeben, und
bevorab wider das die gantze kirch Christi so lang als Christlich gepruchet hatt,
noch so ist das fil erschrockenlicher, das ewere Prediger hie weiter hinzusetzen:
Und ist, seyther die kindertauff eingerissen, auch so wenig guter früchten in der
gemeinen kirchen vernomen, man spüret auch noch alle zeit wol, wie453 genetzet
448. Wan man also kommet... so wehnet der einfeltig leye: wenn man so kommt... so wähnt
der einfältige Laie.
449. Vorbringen.
450. Mit Streit gewinnen, sichern.
451. Spaßen, leichtfertig umgehen.
452. Nichtige ursachen so theur: so nichtige Argumente so gewichtig.
453. Wiewohl.

5
10
15
20
25
30
35
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften