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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0224
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

faltigen ab dem weg füren, und ist, das wir haben Deut.4[2], 12[13,1] und
Prover. 30 [6], das wir zum wort Gottes nichts zu- noch vonthun söllen. Da bitten
wir abermal sy und eüch alle umb das blut unsers Herren Jesu Christi, domit er ym
sein kirch erkaufft und geheyliget hatt, ir wöllen ja disen spruch wol ansehen und
Gott, unseren hymlischen vatter, umb den rechten verstand fleissig anrüffen,
dann warlich ists gar leicht geschehen, das man eben in dem Göttlichen wort und
befelh zu- und vonthut und stracks dawider handlet, do man meinen will, sich zu
demselbigen allein zu halten und nichts dan menschenlere fliehen.
Deutero.4[2] spricht Mose also: Thut nichts dem wort, das ich dir gepiete, nemen
nichts davon, bewaren die gepott des Herren, Ewers Gotts, die ich eüch heut gepiete! Eben
das sagt er auch 12 [13,1]. Auß disem ist dann das auch Prover. 30 [6] genomen.
Nun würt es alles daran ligen, das wir besehen, was da sey, dem wort Gottes zu-
oder vonthun. Solle das dem, das Gott durch den Mose gepotten, heyssen zuthun,
wenn man ettwas leret und fürnymmet, das Mose mit außtruckten worten nit
bestymmet, und vonthun, so man abthut oder underlasset, das | u1b | er mit
namen bestymmet hatt, so hatt unser Herr Jesus selb wider dises gebott Gottes
gethon, dann er dem, so Mose auß Gottes befelh den kinderen Israel gepotten,
zu- und vonthon hatt, gemeinschafft der Heyden, Tauff und nachtmal hinzu-
sönderung von Heyden, nachlassen493 der beschneidung und opffer ab und vil
anders meer konde man yn und seyne Apostlen zeyhen, zu- und vongethon haben
dem, das Mose geleret, dovon auch gemelter spruch goht. Er sagt je: Thut nichts
zu dem wort, das ich dir gepiete, bewaren die gepott, die ich euch heut gepiete, und
12 [13,1]: Alles wort, das ich eüch gepiete, das solt ir bewaren, das irs thut, solt nichts
darzu- noch darvonthun.
Nun mag man aber sagen, Mose hatt von Christo, unserem Herren, geweyssaget,
das Gott sein wort wölte in seinen mund legen und dem sölte man gehorchen,
Deut. 18 [15]. Darumb, was unser Herr geleret und von den gesatzen Mose uff-
gehebt oder hinzugethon, würt dennoch nit sein zu oder von Gotes wort gethon,
sonder ist selb das rechte, ware wort Gottes. Das sey nun also, was unser Herre
Jesus geleret, halte man gleich alß das in Mose außgetrucket und mit namen be-
stymmet ist. Was werden wir aber von den Apostolen sagen? Do schreibt Paulus
frey: Den anderen sage ich, nit der Herr [I Kor 7,12]. Item: Von jungfrawen habe ich
kein gepott des Herren, ich gibe aber eynen rath, mein gutduncken, yvdoprjv, als der ich
vom Herren barmhertzigkeit erlanget habe, das ich getrew seye [I Kor 7,25]. Nun wirt
der heylige Apostel je nichts haben wöllen reden dann Gottes wort, er were sust
nit eyn getrewer gesandter gewesen. In der gemein solle man schlecht nichts dann
Gottes wort reden, darumb sagt er auch zu end dises Capitels, als er von den
witfrawen redet: Seliger ist sy, wo sy also bleybet, nach meiner meinung: Ich halte aber,
das ich den geist Gottes habe [I Kor 7,40]. |u2a |
Und 1.Cor. 11 [16], do er fil von dem geredt hatt, das die weiber in der kirchen
solten verhüllet sein, die man nit, dovon er auch kein gepott des Herren hatt
oder ierget in der schrifft mit namen ettwas außtruchlich bestymmet, sagt er:

493. Verzicht auf.
 
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