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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0232
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

glaube, der geyst Gottes sein, sunst so wenig als ein kind, das der zal noch nitt
weyst, nit verstohn kan, wie, wo zwey, dry und eins ist, das do von not wegen
sechs sein mussen, welches dem verstendigen on allen zweyffel ist. Also wenig
wurt der allerweysest, klügest mensch die offenbaren Consequentien in götlichen
sachen, die ymer sein mag, recht vernemen konden, wo in der geyst Gottes nicht
erleuchtet.
Auß disem allem hatt Ewer lieb drey ding zu vernemen: Das erst, das schlecht530
zu bekennen ist, das den Christen in filen sachen uff die ungeschribene befelch und
wort Gottes ingemein und besonders zu handlen sy531. Zum anderen, das soliche
ongeschribene befelch sich allweg auß dem, so in götlicher schrifft außdrucket ist,
recht und ongezweyffleter folge schliessen, und was Gott nit gefellet, auch sich
allweg der außgetruckten schrifft entgegen und zuwider findet. Zum dritten, das
doch dise folgen nit anders dann durch den geyst Gottes, wie durch das liecht der
vernunfft die natürlichen folgen, gefasset werden, bleibt also gwiß und war, das
keine warheit ist, nichts guts oder besserlichs, das nit auß götlicher schrifft, ob es
schon daryn mit namen nit bestymmet, könde geschlossen werden und herwi-
derumb auch nichts falsch und schedlich, das nitt durch die schrifft erwysen und
widerlegt werden konde, alles aber bey den rechtgleubigen und die der geyst
Christi in dem erleuchtet. Dan vil böser zenckischer sind, denen nichts mag
ge-|x4a|nug beweret werden, so sind auch fil schwachgleubiger, die die warheit
in allem nitt sehen könden. Also folget das auß dem, das wir bekennen auch on-
geschribne oder in der schrifft mit namen nitt außgedruckte befelch Gottes sein,
noch keinen yrrthumb der weg wider geöffnet oder jerget in der warheit ab-
brochen wurdt. Nun zur sachen!
Ewer Prediger und aller widersprecher des kindertauffs höchstscheynend argu-
ment ist: In der kirchen und von jedem Christen fur sich selb solle nichts dann
auß gewissem wort und befelch Gottes, dem nichts zu noch vonzuthun ist, ge-
handlet werden, dann woanders wurt auß unglauben gehandlet und also gesundi-
get. Des kindertauffs hat man keinen befelch oder wort Gottes, derhalb mag man
in on sunden und grewel vor Gott nit uben. Hieruff antwurten wir also:
War ists, was man nitt uff gewissen befelch und wort Gottes thut, ist sund und
grewel, so ist dem befelch und wort Gottes ja nichts zu- noch vonzethun. Die be-
felch und wort Gottes sind aber zweyerley: Mit namen in der schrifft außdrucket
und auß dem, das mit namen außtrucket ist, gewisser und notwendiger folge ge-
schlossen, wie wir gnugsam erwysen und sy selb, Ewere Prediger, inen das zu-
lassen, indem damit sy532 yre wahl der kirchendiener wöllen beweren und das sy
die weiber auch zum heiligen abentmal lassen. Item, das sy den Sontag feyren,
und in fil anderen meer.
533Hieruff, wenn man sagt, wir teüffen die kinder on ein befelch und wort
530. Schlicht, schlechterdings.
531. Alles guts wurdt auß götlicher schrifft geschlossen. [Marg.].
532. Indem damit sy = indem sie damit.
533. Der kindertauff hat gewissen befelch Gottes. [Marg.].

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