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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0235
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

231

zugesagt, diß auch, das alle yre kinder in bundt Gottes mit anfengklichen sacra-
ment desselbigen bundts sollen uffgenommen werden, derhalben ists bey allen
recht verstendigen Christen unleugbar, das diß des Herren will und befelch, indem,
das er hatt heissen alle volcker leren und teüffen, ist, das man auch aller deren, die
5 in bundt Gottes gezelet sint, kinder teüffen solle.
Und wo man diß vermeynet nit zu thun sein, do muß eigentlich das darhinder
stecken, das man nit erkennet, das unser Herr Jesus die gnade Gottes bey uns
erweyteret hatt, sonder gibt im zu, das er sy eingethon540 habe. Man widerspricht
auch allen denen schrifften, die da zeugen, das Gott uns Heyden zu seinem volck
10 berüffen, eingeleybet und eins mit in gemachet hatt, ja allen denen schrifften, die
zeugen, das er der alten Gott seye und mit inen seinen gnadenbundt uffgericht, ja
man widerspricht dem gantzen handel des menschlichen heyls, den Gott mit den
seinen von anfang gehandlet hatt und widerspricht auch insonders der that und
red unsers Herren Jesu mit den kindlinen, die er gesegnet hatt.
15 Es ist auch hierin wol zu mercken, das der Herr sagt: Alle völcker, dan das des
Herren meinung gewesen, nu jetz auß alle völckeren ein gemein zu samlen, wie es
vor541 bey den Jüden ware. Bey welchen, obschon nit alle erwelet und kinder der
verheyssung gewesen, so hatt doch der Herr do wöllen sein volck haben und
darumb onangesehen, das er nitt alle die anneme, die von Jüden nach dem fleisch
20 geporen wurden, noch542 wolte er dieselbigen so fil uffnemen, das das gantz
volck bißher ein volck Gottes und alle yre kinder denselbigen durch das bundt-
zeichen solten zugezelet werden. | y 2 b |
Nun hatt Gott eben diß sein reich von den Jüden nemen und den Heyden geben
wöllen, Matth. 22 [21,43], ja, die fule543 der Heyden dem leyb der Jüden einleiben
25 und einimpffen544, Rom. 13 [11,16ff.], und also seine kirchen uff erden haben,
darin auch fil unkraut, fil ratten sein wurde, noch solang sein wort und sacrament
in der gemein bleyben, so ist da sein gnadenbundt und sein volck und sollen alle
kinder in denselbigen uffgenomen werden, wie das auch der Herr Jesus mit seiner
red und thatt an zubrachten hindern bewysen hatt. Dise ursach, kinder zu teüffen,
30 hatt die kirche von anfang gehebt, wie man diß bey allen vätteren liset, und ist in
Gottes außgetrucktem befelch also begriffen, wirt auch darauß so gewislich ge-
schlossen, das kein mensch noch engel diß ymermeer umbstossen wurdt, das
werden entlichen alle erwelten also erkennen.
Hiewider thut auch nichts, das Marcus meldet den Herren545 uff erzeleten be-
35 felch gesagt haben: Wer glaubet und teüffet wurdt, der wurdt sälig. Wer nitt glaubet, der
wirt verdammet [Mk 16,16]. Dann, wie vor anzeiget, der Herr hatt in disem befelch
verschaffet, das seine jünger sein reich auch zun Heyden brechten, sicht also in
diser red furnemlich uff die ersten, denen das Evangeli solte gepredigt werden. An
540. Einthun = in Gewahrsam nehmen, hier: einengen.
541. Zuvor.
542. Dennoch.
543. Fülle, Menge.
544. Einpflanzen, einpfropfen.
545. Daß der Herr ... gesagt habe.
 
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