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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0250
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

fleischlicher weiß wie andere leipliche speiß, aber einer solichen götlichen weiß,
das der Herr warlich in uns und wir in im leben, sein leib und seine glider und also
seiner art und natüren warlich teylhafft sind, darumb er uns auch am jüngsten tag
zu ewiger säligkeit erwecken wurt, und diß ist das furnemigst im sacrament. Res
sacramenti, die rechte schencke des Herren, darumb diß alles der Herr seiner 5
lieben kirchen verordnet hatt. Daruff auch das wortlin »Das« furnemlich deutet.
Vom span in diser sachen vom nachtmal des Herren und wie der hynzulegen.
Cap.XXVI.
In disem handel hatt sich wol ein schwere, ergerliche disputation erhaben, als
wirs aber nach allen schrifften, so gegeneinander ergangen, erkennen mögen, ist 10
hieryn von filen meer in worten dan der hauptsach gestritten worden. Diß reden
wir vor Gott, wie wirs erkennen, der wirt unß richten, wolten gar ungern heriyn
auß eynigen menschlichen anmut620 reden, das | B 2 a | wir nit also erkenneten in
unserm hertzen. Wir wissen alle, wie man hievor von der wesenlichen verwand-
lung brots und weins in leib und das blut Christi geleeret und wie man uff die 15
gegenwertigkeit Christi, die sy, solang etwas der gestalten brots und weins da-
bleibt, furgeben, so fil vertrawen gesetzet hatt, wenig geacht, wie man sust an
Christum glaubet und lebet621.
Dem irthumb haben etlich begegnet, das sy geleret, die transsubstantiation, das
ist, wesentliche verwandlung brots und weins622, möge auß der schrifft nit erwysen 20
werden, und das on waren glauben alles schedlich ist.
623Die anderen haben weyter anzeyget, das do eygenlich brot und wein bleybe,
welche in irer natur nymermeer verenderet, noch mit dem leib und blut des
Herren natürlich vereyniget werden, derhalb so haben sy denen worten: Das ist
mein leib, wo man die will also dargeben: Diß brot ist mein leib, ain solche auß- 25
legung furgeben. Das brot bedeutet meinen leib oder ist ein zeichen und figur
meines leibs624. Da hatt der ander teyl gleich gemeinet, dise wöllen im heyligen
abentmal nichts dann eytel brot und wein, läre zeychen des leibs und bluts
Christi, bekennen und nit, das uns do auch der leib und das blut des Herren ge-
geben werde, haben derhalb söliche außlegung uffs scherpffist widerfochten, 30
etwan geschriben, es seyen dise wort: Das Brot ist mein leib, schlechte, einfältige
wort, wesenlich und natürlich zu verstohn, on einigen tropum, das ist verwändte
und entlehnete rede.
Auß dem hatt dann jener teyl gemeinet, dise wöllen den leib des Herren und das
brot natürlich ein ding machen, oder aber den leib Christi ins brot schliessen, 35
welchs sy dann der warheit menschlicher natür an Christo, auch der unzerstörlich-
keit, in die er ufferstanden, abbrüchlich erkennet und darumb auch hefftig dowider
620. Aus irgendeinem menschlichen Ansinnen heraus.
621. Gegen die Transsubstantiation (vgl.BDS 1, S.329-332).
622. Vgl. die Formulierung des 4.Laterankonzils (1215). Denzinger (33. Aufl. 1965), Nr.802.
623. Woher der span vom heyligen Sacrament. [Marg.].
624. Vgl.Köhler 2, S. 86-112.
 
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