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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0252
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248

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

628Es sind auch wol die von den gottlosen noch disputieren, was die do niessen,
dieweil aber diser handel den gleubigen, nit den ungleubigen gegeben, und wir
wissentlich mit keinem gotlosen dise speiß gemein haben sollen, achten wir, man
konde diser disputation wol geradten629. Doch ist unser glaub wie Augustini und
der alten, Sacramenlich, sacramentotenus, niessen alle, die zum tisch des Herren
gohn, gleich, Re vera aber, warlich, niessen die allein den leib Christi, die in im
bleiben und er in inen630.
Grundt dises unsers glaubens ist, das der Herr seinen leib und blut denen seinen
jüngern gibt, auff die auch dise wort gohn: Der fur euch gegeben, das fur euch
vergossen wurdt. Dann wir die gaben und werck Gottes gar nicht nach einiges
men-|B 3 b | schen glauben oder unglauben, sonder allein nach seim, des Herren,
wort selb richten und schetzen wöllen. Item, das der heylig Paulus hie ein soliche
koinonia631, gemeinschafft des leibs und bluts Christi setzet, auß deren wir ein
leib und brot im Herren sind. Doch wöllen wir umb diser disputation willen mit
nieman streyten, der doch bekennet, das der ware leib und das ware blut Christi632
an im selb nichts verenderet noch ins brot reumlich geschlossen oder zur zerstor-
lichen bauchspeyß werde, das man auch an disem sacrament, wo nit rechter glaub
an Christum, das gericht und verdamnuß esse und trincke und also die rechte,
ware, fruchtbare niessung Christi on waren glauben nit beschehe.
633Es verdencken uns auch etwan634 leut, das wir das 6.capitel Johannis in dise
sach ziehen, so doch daselbes nicht vom sacrament gemeldet seye, thun wir aber
in dem nichts anders, dan wie die Christliche kirch je und je gethon hatt, als das
aller vätter schrifft zeugen. Dan wiewol Johannis 6 nichts vom sacrament gemel-
det ist, so leeret doch der Herr doselbet von dem waren essen und trincken seines
fleyschs und bluts, zu welchen er hernacher erst die sacrament eingesetzet hatt, in
welchen er auch eben die speiß, sich selb, sein wares fleisch und wares blut, gibt,
davon er Johan. 6 geredt und geleret hatt.
635Es stossen sich auch etlich636, so der Christ allweg muß Christum in sich
haben, sein fleisch essen und sein blut trincken, wenn er die sacrament schon nit
brauchet, was er dann meer könde im sacrament empfahen. Dise sollen bedencken,
das, solange Christus nit gantz und gar in uns lebet und wir gar erstorben sind, das
wir diser speiß noch nit gnug haben, wir konden auch, das uns Gott durch disen
unseren H. Christum die sund verzeihen und gnädig sein wolle, nymer genug
glauben, dan wo wir diß ein-|B4a|mal gantzlich ergriffen hetten, konde uns
nichts dann Got lieb sein und lieb ob allen dingen, wären gar gewonnen. Darumb

628. Was die gotlosen niessen. [Marg.].
629. Geraten = entbehren.
630. Vgl.Jo 6,56.
631. Vgl. I Kor 10,16.
632. Wie Stroh im Sack (Vgl. WA 26, S.340, Z.11).
633. Was im 6.capittel Johannis. [Marg.].
634. Bisweilen, vielleicht. Gemeint ist Luther gegenüber Zwingli in Marburg.
635. Christum müssen wir ymer niessen. [Marg.].
636. Unter etlich: sind gemeint Luther und seine Nachfolger.
 
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