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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0266
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262

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Karls Haltung dem Oberhaupt der römischen Kirche gegenüber, als dieses sich in
den Auseinandersetzungen mit Frankreich im Jahre 1526 hinter Franz und gegen
den Kaiser stellte. Aber gerade angesichts dieser Lage mußte dem Papst ein
allgemeines Konzil, das nun Reichsstände und Kaiser gemeinsam forderten, um so
ungelegener sein. Aus diesem Grunde blieb dann auch die im Jahre 1526 auf dem
Reichstag zu Speyer verabschiedete Bitte an den Kaiser, in spätestens 18 Monaten
für ein allgemeines Konzil zu sorgen, ein unerfüllbarer Wunsch. Das von den
Ständen alternativ erbetene Nationalkonzil innerhalb derselben Frist aber war dem
Kaiser - hier hatte sich seine Meinung seit 1524 nicht geändert - selbst zuwider.
Immerhin war jetzt die Forderung nach einem Konzil gleich welcher Art so
selbstverständlich geworden, daß sie auch nach dem für die Evangelischen so un-
günstigen Ausgang des Speyerer Reichstages von 1529 von den Altgläubigen
allein vorgebracht wurde; im Blick auf das kommende Konzil galten alle Be-
schlüsse als nur interimistisch gefaßt. Auf dem im folgenden Jahr nach Augsburg
einberufenen Reichstag erinnerte die Confessio Augustana in ihrer Vorrede den
Kaiser an seine Bemühungen in dieser Sache6, und der Reichstagsabschied ent-
hielt dann auch die kaiserliche Zusage, binnen Jahresfrist vom Papst die Einbe-
rufung eines Konzils zu erwirken. Diesen freilich beeindruckten die in Deutsch-
land gefaßten Beschlüsse und Vorsätze nicht. Die für ihn unannehmbare Forde-
rung der inzwischen zum Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossenen evan-
gelischen Stände nach einem Konzilsort in deutschen Landen, nach einer Unter-
werfung auch des Papstes unter die hier zu fassenden Beschlüsse, mußten ihn in
seiner Ablehnung bestätigen. Unangenehmer wurden ihm jetzt jedoch die alt-
gläubigen Stände selbst, die jene weitgehenden Bedingungen der Schmalkaldener
nicht stellten. Auf dem Reichstag zu Regensburg im Jahre 1532 allein - ohne die
Evangelischen - versammelt, bestanden sie des Wartens müde energisch darauf,
das lang ersehnte Konzil binnen sechs Monaten anzukündigen und innerhalb eines
Jahres zusammenzurufen. Nun vermochte es der nach langer Zeit wieder als
päpstlicher Legat auf einem Reichstag anwesende Aleander bei allem Verhand-
lungsgeschick nicht mehr, wie elf Jahre zuvor in Worms, diese Forderung zu
unterdrücken: am 9.Juni ersuchten die Altgläubigen den Kaiser schriftlich, bei zu
erwartender weiterer päpstlicher Zurückhaltung selbst das allgemeine, zumindest
aber ein nationales Konzil einzuberufen7. Unter diesem Druck der altgläubigen
Reichsstände und unter dem Zwang seiner den Schmalkaldenern im Nürnberger
Anstand desselben Jahres gegebenen Zusage eines freien und christlichen Konzils
traf der Kaiser - im Äußeren von den Türken bedroht - gegen Ende des Jahres
mit dem Papst in Bologna zusammen, ohne ihn jedoch zum erwünschten Handeln
bewegen zu können. Immerhin vermied es der Papst, offen seine Abneigung zu
bekunden, stellte sich aber hinter die Vorbehalte des Königs von Frankreich, der
der Salzburger Kirchenprovinz Ende 1523 gefaßt und daraufhin von den Bayern aufgegriffen
wurde.
6. Vgl.BS, 5.Aufl., Göttingen 1963, S.47f.
7. Vgl. Concilium Tridentinum. Diariorum, actarum, epistolarum, tractatuum nova collectio4.
Hg. von der Görres-Gesellschaft. Freiburg 1904. S.LXIII-LXXV. Vgl. Jedin I, S.223f.
 
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