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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0283
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

279
von eim feygenbaum keme und zeyget eychlen, als ob er die vom feygenbaum ge-
lesen hette, so er doch soliche eychlen von einem eychbaum herbrechte, müßte
man nit von wegen solches falsches fürgebens den feygenbaum schelten, er triege
nit feygen, sonder eychlen, also auch, so yemand fürgebe, er hette von eim eych-
baum feygen gelesen, den eychbaum für ein feygenbaum halten. Wir gestohn87
gar nit, das die mangel und fehl, so auff unserem theyl gesehen werden, von der
lere, ceremonien oder reformation, die wir fürhaben, kommen, sonder sagen, das
sie herbrechen auß dem argen fleisch, in dem überal nicht guts und von dem Satan,
der von anfang sündet und durch des neid88 die sünd in die welt kommen ist89. Es
seind nit alle jünger des Evangeli, die sich sein rhümen, und die es schon seind,
thun auch viel, das sie in der lere, so wir als Evangelisch halten, nit gelernet haben,
wie sie dasselbige auch selb bekennen. Darumb sollen sie aber nicht der lere ab-
stohn, oder die zur reformation der kirchen und aller gleu-| B 3 a | bigen nit begeren
fürzubringen90. Solte niemand der götlichen lere, guten gesetzen und rechten
dienen und sie helffen fürderen, er hette inen dann zuvor aller ding genug gethon,
wurden wir weder prediger, noch regierer oder richter mer haben, es ist ye
niemand on mangel, niemand der nit an im selb noch viel zu viel zu reformieren
habe.
Gotp.: Nun, das wolten wir doch, das ir gute satzungen und ordnungen der
kirchen, die euch die geystlichen fürgeben, nit verwürfen, ob sie schon die geyst-
lichen denen selb nit gelebten und solichen guten gesetzen und gepreuchen auch
nit zumessen91, das die geystlichen üppig leben, dann sie solichs auch nit auß disen
guten ordnungen, sonder auß dem fleisch und von dem Satan lernen und her-
bringen.
Goth.: Das wellen wir auch, mein Gotprächt, keine gute satzung oder ordnung
sollen, wie vor gesagt, umb eyniges menschen mißbrauchs oder arges lebens
willen verworffen werden, so bekennen wir auch frey, das alles, das gut ist, nichts
dann guts bringen mag92.Darumb so wöllen wir die menschen zu beden theylen
yetzund in irem thun stohn lassen und die sachen, darumb der streit ist, in inen
selb ansehen und erwegen, darauß suchen was lere, gesatze und ordnung gut
oder nit gut seyen, und dann erst sehen, wie sich die leüt beder theyl gegen
sölichen leren und gesetzen halten und zu halten seind92a. Und wolte es dir ge-
fallen, so meynet ich, uns were erstlich zu handlen von der gehorsame der kirchen
oder geystlichem gewalt, darnach von denen leren und gepreuchen der kirchen,
derenhalb yetz allenthalb mißhelligung93 und zwytracht ist, dann ir auff ewrem

87. Behaupten.
88. Haß.
89. Vgl.Ro 7,18; I Jo3,8; Ro 5,2 mit Bezug auf I Mos 3.
90. ... oder darauf verzichten, diese Lehre zur Reformation der Kirche und aller Gläubigen
vorzubringen.
91. Anlasten.
92. Mt 12,35.
92 a. Summari des, so hierin gehandlet. [Marg.].
93. Mißverständnis.
 
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