Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0290
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
286

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

willen gethon haben, müssen dennoch von im etwas glaubet haben, wie die, so
solichs umb der leut willen theten, haben glauben müssen, bey solichen leuten
inen selb dadurch zu nützen. Als Simon Magus, da der sahe, das die | C 3 b | an
Christum glaubtenh, durch den namen Christi so grosse zeychen theten, hielt er
so vil von Christo, das er den seinen soliche krafft gebe, und das sein namen
solichs vermöchte, darumb wolte er auch sein junger sein. Hette er in als den
gantzen heyland und die gerechtigkeyt Gottes erkennet und an in recht geglaubet,
so hette er sich auch gentzlich an in zur buß ergeben. Sovil er glaubet, sovil name
er sich Christi an. Also thut ein jeder und in allen dingen.
Gotp.: Nun, ich bin dawider nit, das ein yeder, dem nach er meinet, haltet, er-
kennet, glaubet, auch gesinnet sey, rede und handle, hierumb streyten wir nit,
sonder das auch ein glaub sye, wo schon die liebe Gottes und ein recht christlich
leben nit ist, und darumb leren die unseren recht, das man muß ein glauben haben,
der durch die liebe geformieret, gestalt136, rechtgeschaffen und außgemacht137
sie138.
Goth.: Eben denselbigen glauben wöllen wir auch, das aber ewere schulleerer
sollichen waren, lebendigen glauben den »geformierten« und »gestalten« glauben
nennen und meynen, sy haben des ursach im Paulo, also er sagt Galat. 5 [6]: In
Christo Jesu giltet nichts, weder beschneydung noch vorhaudt, sonder der glaube, der durch die
liebe thettig ist; diß möcht wol vil einredens haben. Aber wir wöllen yetzund nit
von namen disputieren. Vor hastu selb bekennet, das nit möglich sey, das der nit
solte Gott ob allem lieben, der alles das, so uns Got anbeutet und zusaget, recht
glaubet, das ist, on allen zweyffel für war haltet; dieselbige liebe Gottes bringet
dann die liebe des nechsten, das ist, alle erfüllung des gantzen, göttlichen ge-
satzes139. Darumb sagt der heylig Paulus recht, das solicher glaub in Christo Jesu
allein gelte140. Deine schullerer machen auß dem, so der glaub würcket und ge-
piret, die form und gestalte des glaubens, so des glaubens form und wesen mehr in
erkantnus der |C4a| göttlichen warheyt und erleuchtung des heyligen geysts be-
staht. Wir sind aber dawider nit, das in der schrifft etwan glaub an Got, an Chri-
stum, unseren Herren, geheyssen wurdt, der nit der ware, recht frommachende
glaub ist, denselbigen heyssen dann, wie ir wöllen. Wir disputieren hie nit von
yederley glauben, sonder suchen den glauben, durch wöllichen man Christen,
christgleubig und der Christlichen kirchen eingeleibet wirdt; 140aderselbige glaub
ist, so man durch den heyligen geyst der warheyt vom Evangeli sat bericht141.

h) glaubteu.
136. Gestaltet.
137. Vollkommen.
138 Fides formata: Thomas v. A.quin: S.th.2,2, q 19, a5, ad I; recta fides: vgl.Summa contra
gentiles 3, q118.
139. Vgl.Mt 22,37-40; Ro 13,10; Gal 5,14.
140. Vgl.Ro 3,28.
140 a. Was der ware Christliche glaub sey. [Marg.].
141. Genügend unterrichtet.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften