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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0292
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

schrifft on zusatz sagt »glauben« und damit den rechten, waren, thetigen glauben
verstoht, doch das ir solichs dem eynfaltigen, gemeinen mann wol erkläret, damit
er nicht für den gantzen, lebendigen glauben Christi halte, das nur ein gestuck-
leter148, todter glaub ist. Wo es nur bey |D 1 a| ewerem theyl also staht, sehe ich
da nicht ursach, das wir uns dises puncten halb miteinander zweyen solten.
Goth.: Ich verneme zwar unserthalb auch kein ursach, wiewol ewere Theologen
und genanten149 geystlichen eben graussam wider uns allenthalben gewütet haben
und noch an vil orten wüten, darumb das wir vom glauben reden nach gemeinem
brauch göttlicher schrifft und sagen, der glaub mache fromm und selig, der ge-
recht lebe seins glaubens, und dergleichen, das doch eben mit disen worten die
schrifft selb redet150.
Gotp.: Ich hab dir vorgesagt, man muß dennocht auch auff den gemeinen
verstandt sehen, damit die leut nit ein yeden glauben wolten darfür halten, das er
sälig machete.
Goth.: Woher kommet aber diß, das, so man von glauben an Christum redet,
der gemein man nit den rechten, gantzen glauben an Christum verstoht? Ewer
Doctor Eck schreibt selb in seinemj handbüchlin, das glauben nach dem brauch
der schrifft schliesse ein, Got anhangen durch die liebe151. Warumb underweyset
man dann auff ewer seyten das volck nit, das sy durch das wort »Glaub« ver-
stünden, das es, wie ir selb bekennet, nach dem brauch der schrifft heysset? Es
stünde ye uns Christen nit übel an, das wir redten, wie unser Herr Christus geredt
hat und seine Apostolen.
Gotp.: Nun, so man sagt »der glaub, der durch die liebe geformiert und thätig
ist«, bricht man doch den worten des Herren nichts ab. So ist dennocht die liebe
mehr dann der glaub, wie Paulus saget, 1.Corinth. 13 [13].
Goth.: Ist mehr, das ist, strecket sich weyter und bleibet allweg, so der glaub
und die hoffnung, wenn nun Got sich uns dar zu sehen geben, auffhören wirdt.
Sunst ist der glaub gleich so groß als die lieb, die liebe so gros als der glaub, dann
wie liebe nit on glauben, also ist der glaub, durch den wir Got allein recht er-
kennen und lieb gewinnen, | D1 b | und mage als wenig152 on liebe zu Got und
dem nechsten sein, als wenig fheur on hitz und wasser on feuchte; du glaubest mir,
als ich hoffe, ich gemeine es gut gegen dir, wie ich mich des gegen dir annime.
Sovil du mir nun des glaubest, sovil hastu mich auch lieb und lust, mir gefallens
zu beweisen.
j) seinen.
148. Verstümmelter.
149. (So)genannten.
150. Vgl.Ro 1,16f.
151. Enchiridion locorvm communium aduersus Lutheranos, Ioanne Eckio authore. Ab
authore iam sexto recognitum, et prioribus locis abunde locupletatis, sex locis auctius prodit.
25.Aufl. Ingolstadt 1529. Bl.35 (G1)b: Credere in deum usu scripturae, includit adherere deo
per charitatem secundum Augustinum.
152. Sowenig.

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