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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0327
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

323

christlicher freyheyt niemand mißbrauche460. Du must je bekennen, das uns
Christus von allem argen gefreyet461 und allem guten verpflichtet hat462.
Gotp.: Dawider ist niemand.
Goth.: So dann niemand solle wider sein gewissen han-| J 4a | dlen, mus zwar463
5 jeder das fürnemmen, das er yeder zeyt recht und Got gefelligw, und lassen, das
er Got mißfallend und unrecht erkennet, es sage dazu alle welt, was sie wölle.
Gotp.: Wann einer aber ein irrend gewissen hette?
Goth.: Ist das inx sachen, die in allein belangen, laß mans in verantworten, er
hat seinen richter, Ro. 14 [12]. Will es aber anderen zu nachteyl reichen, kan im die
10 oberkeyt weren.
Gotp.: Ich weiß nit, ich sehe erschrocklichen unrath464 auß dem, das man die
leut so frey gemacht hat.
Goth.: Es gaht übel genug zu und ist nierget465 die zucht und der eyfer, der bey
uns christen sein solte. Ist aber, mein Gotprächt, auch außzusprechen, was jamers
15 bißher allethalb gewesen, da mans alles mit gebotten überschüttet, ja überschwem-
met, und aber dieselbigen schier466 nieman gehalten, und die sie gebotten, mit dem
wenigsten467 finger nit angerüret, und die etwas darnach gethon, solichs inen zum
verdienst bey Got zu erschröcklicher schmehlerung des leydens Christi zugemes-
sen haben? Wens je nit besser sein solle, dann es in aller welt nun eben lang ge-
20 wesen ist, das man die gewissen so jämerlich mit gebotten verstricket, die doch
niemand gehalten oder, so jemand auß falscher, bede, forcht und hoffnung, inen
ein wenig nach gethon468, gleich sich daruff vertröstet hat auch under dem schein
sollicher vermeinten gehorsame, sich gar vil zuckender469 wölff verborgen ha-
ben470, ists ja weger471, es seyen weniger gebot, damit auch nun der übertrettung
25 falsches, bede, schewens und vertrawens und glißnere, sey und man nit lerne, so
frevel472 und unverschampt wider das zu handlen, das man sich doch zu thun
schuldig erkennet. Jedoch solte die oberkeyt bas473 zusehen und dem mutwillen
der frechen ernstlicher begegnen, so474 solte die kirch auch ire zucht strenger

w) gesellig. - x) in in.
460. Über die Pflichten der Obrigkeit der Kirche gegenüber bei B. vgl. die Einleitung zur
Schrift >Von der waren Seelsorge<; BDS 7, S. 81-84.
461. Befreit.
462. Vgl.Gal 5,1.13.
463. Wahrlich.
464. Schaden.
465. Nirgends.
466. Beinahe.
467. Kleinsten.
468. Nachgekommen.
469. Reißender.
470. Mt 7,15.
471. Besser.
472. Frevelhaft.
473. Besser.
474. Ebenso.
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