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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
haben, damit die jungen und schwachen christen weniger geergeret und zu christ-
lichem thun bas angefüret wurden. Von dem | J 4 b | aber hernaher mehr475. Du
bekennest yetzund, mein Gotprächt, das sich das menschlich eusserlich thun vil-
veltig verenderet. Derhalb auch die ordnungen und satzungen, durch die sollich
menschlich eusser leben solle angericht476 werden, allemal ire dispensation und
lencken477 haben müssen.
Gotp.: Ja, zum guten, und das man dahin sehe, dahin gesehen hat, der die
ordnung gegeben.
Goth.: Nit anders, doch mus dennoch in dem yeder seins glaubens geleben und
nach seinem gewissen handlen.
Gotp.: Doch das er guten raht nit verachte, wo er den haben mage, auch was
andere antriffet478 oder die gantze gemein, das er mit willen handle der fürgesetzten.
Goth.: Wol, doch das im dise auch das, so Got von im forderet, nit wehren.
Gotp.: Man solle umb niemands willen wider Got thun.
Goth.: Wolan, so seind wir auch dis puncten eins, dem Herren seye lob.
Wöllen nun von der ordnung reden der geystlichen under inen selb.
Von dem Papstumby und ordnung der Bischofen und priester under inen selb.
Cap. VI.
Gotp.: So sage mir: Wölt ir auch zugeben, das der Bapst aller anderen kirchen-
dienern haupt und die Bischoff uber die anderen Priester seyen?
Goth.: Mein Gotprächt, im heyligen Paulo und geschichten der Apostel seind
Priester und Bischoff ein ding, wie man das klärlich479 sicht Act. 20. Da meldet
Lucas, wie Paulus von Mileto nach den eltisten zu Epheso - wir sagen nach dem
kriechischen wort presbyterous Priestern - geschickt habe und zu denselbigen
gesagt, | K 1 a | als sie zu im kommen waren, under anderem: habt acht auff euch selbs
und, die gantzen herde, in deren euch der heylig geyst zu Bischofen gesetzet hat[20,28]. Sihe,
nennet die »Bischoff«, die Lucas »Presbyteros«, »Priester«, heisset. Also in der
epistel zum Tito schreibet er: Ich hab dich derhalb zu Creta gelassen, das du das, so noch
vorhanden, anrichtest und besetztest die stet mit priesteren, wie ich dir befolhen, wo einer
unstrefflich, eins weibs man ist. Dam es muß ein Bischoff unstrefflich sein als Gottes
haußhalter[1,5-7]. Sihe, er spricht, man solle den zum priester setzen, der un-
strefflich seye, dann es mus ein Bischoff unstrefflich sein. Nennet er da nicht
»Bischoff« und »priester« für eins?
Gotp.: Es lasset sich also ansehen. Noch hat dennocht480 der Herr Petro beson-
y) Vapstumb.
475. Vgl.Kap.7(Bl.M2bff.; S. 340f.).
476. Geregelt.
477. (Ein)lenken.
478. Angeht.
479. Deutlich.
480. Dennoch hat gerade.
IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
haben, damit die jungen und schwachen christen weniger geergeret und zu christ-
lichem thun bas angefüret wurden. Von dem | J 4 b | aber hernaher mehr475. Du
bekennest yetzund, mein Gotprächt, das sich das menschlich eusserlich thun vil-
veltig verenderet. Derhalb auch die ordnungen und satzungen, durch die sollich
menschlich eusser leben solle angericht476 werden, allemal ire dispensation und
lencken477 haben müssen.
Gotp.: Ja, zum guten, und das man dahin sehe, dahin gesehen hat, der die
ordnung gegeben.
Goth.: Nit anders, doch mus dennoch in dem yeder seins glaubens geleben und
nach seinem gewissen handlen.
Gotp.: Doch das er guten raht nit verachte, wo er den haben mage, auch was
andere antriffet478 oder die gantze gemein, das er mit willen handle der fürgesetzten.
Goth.: Wol, doch das im dise auch das, so Got von im forderet, nit wehren.
Gotp.: Man solle umb niemands willen wider Got thun.
Goth.: Wolan, so seind wir auch dis puncten eins, dem Herren seye lob.
Wöllen nun von der ordnung reden der geystlichen under inen selb.
Von dem Papstumby und ordnung der Bischofen und priester under inen selb.
Cap. VI.
Gotp.: So sage mir: Wölt ir auch zugeben, das der Bapst aller anderen kirchen-
dienern haupt und die Bischoff uber die anderen Priester seyen?
Goth.: Mein Gotprächt, im heyligen Paulo und geschichten der Apostel seind
Priester und Bischoff ein ding, wie man das klärlich479 sicht Act. 20. Da meldet
Lucas, wie Paulus von Mileto nach den eltisten zu Epheso - wir sagen nach dem
kriechischen wort presbyterous Priestern - geschickt habe und zu denselbigen
gesagt, | K 1 a | als sie zu im kommen waren, under anderem: habt acht auff euch selbs
und, die gantzen herde, in deren euch der heylig geyst zu Bischofen gesetzet hat[20,28]. Sihe,
nennet die »Bischoff«, die Lucas »Presbyteros«, »Priester«, heisset. Also in der
epistel zum Tito schreibet er: Ich hab dich derhalb zu Creta gelassen, das du das, so noch
vorhanden, anrichtest und besetztest die stet mit priesteren, wie ich dir befolhen, wo einer
unstrefflich, eins weibs man ist. Dam es muß ein Bischoff unstrefflich sein als Gottes
haußhalter[1,5-7]. Sihe, er spricht, man solle den zum priester setzen, der un-
strefflich seye, dann es mus ein Bischoff unstrefflich sein. Nennet er da nicht
»Bischoff« und »priester« für eins?
Gotp.: Es lasset sich also ansehen. Noch hat dennocht480 der Herr Petro beson-
y) Vapstumb.
475. Vgl.Kap.7(Bl.M2bff.; S. 340f.).
476. Geregelt.
477. (Ein)lenken.
478. Angeht.
479. Deutlich.
480. Dennoch hat gerade.