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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0454
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

das man dermassen die oberkeyt beredt hat, | 622 | sie müste mit dem schwert
helffen furderen das reich gottes. Dermassen? Reden wir dann auch also, man
müsse mit dem schwert helffen furderen das reich gottes? Wiewol es zu gutem
verstandt auch nit vngerecht geredt ist. Das schwert ist je nich von got, vnnd
dienet man auch got damit, so seind alle ding den heyligen, die das reich gottes
seind, zu gutem geschaffen vnnd verordnet80. Wa mann durch das schwert bil-
licheu81 straff der bösen verstaht, wie das got gepotten hat vnnd gut ist, würt es
inn hynnemmung der offentlichen ergernüssen den christen auch nütz vnnd gut
sein, sie werden sich auch selb darab zu besseren haben. Damit fordret es dann
vff sein maß das reich Christi, gleich wie das keuscheyt forderet, so man böse an-
reitzung zu vnkeuscheyt nit gestattet, ob schon noch niemand darumb recht
keusch ist, wann imv der vnkeuschen werck gewehret würt. So dann auch die
oberkeyt verschaffet, das das Euangeli des reichs gottes treulich geprediget vnnd
durch niemand freuenlich verhindert würt, fordert sie iaw vff jre maß das reich
Christi, wie oben bewehret. Quia quicquid est caussa caussae etc82. Noch83 dieweil
wir nit also reden, were D. Antonj baß angestanden, er hette vnsere lere inn vnse-
ren worten angefochten! schwerdt lautet aber etwas schewlicher84. Wir sagen nit
weiter, dan das christliche oberen sollen bey den jren verschaffen, das jnen das
Euangelj recht geprediget vnnd dauon niemand abgezogen werde, so vil sie das
mit jrem ampt vermögenn.
| 623 | Hierauß mag kein arges papstumb, sonder nichs dan guts kommen, was
falscher lere, beser gewalt vnnd tyrannei vnder dem papstumb vffkommen, ist
daher kommen, das man das reich gottes nit von hertzen, sonder jeder seinen
bösen begirden weg vnnd schein gesuchet hat. Paulus schreibt, dieweil die leut
die liebe der warheyt nit vffgenommen, darumb hat got krefftige jrthumb gesandt,
2 Tessal. 2 [10f.]. Hetten die keyser vnnd kunig, so den papst inn disen gewalt
gesetzet, als fil das reich Christj gesuchet als das jr, es were dazu nit kommen. Man
weis wol, warumb Phocas, der sein eygen herren vnnd vorfaren, keyser Heraclium,
erschlagen hat vnnd fur jn keyser worden istx, dem Bischoff zu Rom den titel des
gemeynen obristen bischoffs gegeben85, auch warumb Carolus magnus der päpst
gewalt so treflich erweiteret hat86.Wir reden von obren, die christen seind vnnd
also der geyst Christi furet, der furet siey inn alle warheyt87 vnnd lasset sie nit
lügen für88 die warheyt vertedigen oder schutzenn.
u) gestr.: ordnung. - v) gestr.: schon. - w) korr. von B. aus: aber.
x) korr. von B. aus: ware. - y) gestr.: auch.
80. Vgl.Ro 8, 28.
81. Verdiente.
82. S. oben S. 447, Anm.63.
83. Jedoch. 84. Abscheulicher.
85. Zu dem Titel des allgemeinen Papstes, der dem Bischof von Rom 649 auf der Lateran-
synode gegeben wurde, s. J. P.Kirsch: Kirchengeschichte I. Freiburg i.B. 1930. S.741.
86. Zu dem patrimonium Petri s. Handbuch der Kirchengeschichte 3, 1. Hg. von H.Jedin.
Freiburg, Basel, Wien 1966. S. 67-70.
87. Vgl. Jo 16,13. 88. Als, anstelle.

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