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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0460
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456

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

warheit zuglauben. Dann der ware glaube, ein gabe gottes ist, die nit zu erzwingen
ist, so giltet erzwungene bekantnuß den Christen auch nichts. Wir wissen vnd
leren, das der glaub solle vnd müsse frey gelossen sein, dann er im hertzen ist.
Gedancken sind zoll frey. Glaube ieder, das im gott gibt, in der sachen hatt gott
das vrteil im allein behalten. Das leren wir allein, das die Obren versehen sollen, 5
das der rechte ware glaub rechtschaffen geleret werde, vnd das niemand gestadtet
werde, soliche gesunde lere des glaubens freuenlich verhinderen vnd lesteren, oder
falsche lere einfüren. Lere ist ein eusserlich ding, hanget daran alles guts vnd
arges, darumb solle die oberkeit hierinn yr ampt thun, wie D.Antoni doch selb
bekennet. Do wider ist der H. Hilarius auch gar nit, oder iemans von alten lerern. 10
| 632 | Die lieben heyligen vätter haben des alle den Keyser Constantinum vnd
seine nachkomen gelobet, das sy den götzen dienst in der welt hatten abgethon,
die götzen heuser zerstöret, auch den besonders vnd fur sich selb zuvben nieman
gestateten. das der keyser Valentinianus in solchem für haben bestünde, hatt in der
heilige Ambrosius zum hochsten ermanet, das er freylich gar nit wurde gethon 15
haben, wenn der alten glaube ie gewesen were, das die oberkeit nit solte falschen
gots dienst vnd verfürische lere straffen vnd abtreyben122.
Das ist wol war, do der keyserisch hoff vnd amptleut, auch etwan die keyser selb
durch die Arrianer verderbet vnd in yrthumb gefieret, haben die heiligen vätter die
sachen des glaubens vor solchen nit handlen wöllen. Also schluge der h. Ambro- 20
sius dem keyser Valentinianuo ab, zu hoff mit dem Auxentio, dem Arrianer, zu-
handlen, warffe ym für seines vatters Theodosij gesatz123, Das in des glaubens
sachen oder vom kirchen standt der richten solte, der im des ampts halb nit vn-
gemeß, noch des rechten vngleich were, Qui nec munere impar sit nec iure dissi-
milis124. Diß leget Ambrosius außi, das priester die priester richten solten, vnd 25
wolte nit erscheinen, zeyget aber jauch weytersj die vrsachen an, das im die prie-
ster vnd das volck solichs nit hatten wöllen zugeben, dann da durch yre kirch den
Arrianern were vbergeben worden, auch das schon durch ein kvor außgangen
redk des keysers gevrteylt ware, das er, Ambrosius, nichts dan Verdammung der
warheit zu hoff hette erwarten müssen; Erbote sich also fur einen Synodum, wolt 30
nit, das die Leyen solten vber die Bischöff richten.
Also hatt auch der h. Hilarius gegen Constantio gehandlet125, do seine ampt-
leut auß seinem gepott fur die Arrianer wider die warheit handeletenn, wyse er sy
vff die burgerlichen hendel, wolte, das sy des glaubens sachen die priester liessen
außrichten. Also schreybt er126: | 633| Dein gnad versehe vnd schaffe, das sye 35
sich nit vnderziehen oder ynen anmassen, die hendel der kirchen diener zurichten
vnd die vnschuldigen leut mit mancherley bekumernussen, trawen, gewalt vnd
i) gestr.: er wolte. - j)-j) add. von B. am Rand. - k)-k) korr. von B. aus: recht das.
122. Libr. Epistola 30. [Marg.]. - Ep. 17; MSL 16, Sp. 1001-1012.
123. Libr. Epistola 1.32[ Marg.]. - Ep.21; MSL 16, Sp. 1045.1049.
124. A.a.O., Sp. 1045.
125. S. oben Anm. 110.
126. CSEL 65, S. 181, Z. 13- S. 182, Z. 2.
 
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