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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0461
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

457

schrecken zubrechen vnd beleydigen; vnd dermassen redet er in diser gantzen
schrifft nit daruff, das sich der keyser des glaubens sachen gar nit solte beladen,
sonder, do er ie wider den glauben handlen wolte, hette er in gern von der sachen
gar abgewysen, wie auch der gut Gamaliel thette, der wol lieber hette gesagt: Dise
5 leut reden die warheit, losset vns die annemen. Do daß aber nit stadt haben moch-
te, haette er seine mitgenossen gern doch von[?] der verfolgung der Apostel ab-
gewandt, wie er kondt hette; Dann es ie sust die meinung nit hatt, das man alle
furnemen vnd leren losse daruff hyngohn, syen sy auß Gott, so werde [?] sye
nieman mögen abstellen, wo nit, werden sye selb zergohn, man dorffte sust keiner
10 gegen lere noch straffen wider einig arges. Die mahometische se[cte] muste auch
gerecht sein, die nun so fil hundert iar ymer zugenomen vnd nit zergangen ist.
Der do will ein red recht vernemen, der muß wol druff sehen vnd warnemen, von
wem vnd gegen wem, woruff, wo vnd welcher zeit etwas geredt ist. Wo die keyser
verschaffet, das recht geleret vnd den yrthumb geweret worden ist, das haben die
15 alten heyligen vätter recht erkennet vnd darzu ermanet, als wir nit allein bey dem
Augustino, sonder auch bey Ambrosio, wie hie vor gemeldet, Hieronymo vnd
anderen lesen. Wo sy aber wolten wider die warheit handlen, do haben sye sye
billich do von abzuwenden vnd ia sich aller ding der religion sachen nit zubeladen
ermanet, dann sy fur die Religion ie nichts guts schaffen möchten, do sy den
20 yrthumben bey ynen selb schon stadt geben hatten.
Der heylig Augustinus, der der allegemeinen kirchen haltung vnd seiner vor-
faren, der heyligen bischöffen, leren alle wol gewüssett vnd hochgehalten, auch
gleich vff die zeit Hilarij der kirchen vor-| 634 | gewesen vnd geschriben hatt,
schreibet von disem handel also an einen keyserlichen amptman Bonifacium, wie
25 nochfolget. Sind das 13. 14. und xv capitel des selbigen buchs127.
128 Das die, so nit wollen, das wider ir gottloß wesen gute, gerechte gesetz an-
gesetzet werden, sagen, die Apostel heben soliches von den kunigen der erden nit
begeret, betrachten sy in dem nit, das dozumal ein andere zeit ware vnd das alle
ding zu yren zeiten gehandlet werden. Dann welcher Keyser hätte zu der selbigen
30 zeit an christum glaubet, das er ym mit gesetz geben fur die gotsaeligkeit, wider
die gottlosygkeit gedienet hätte, do noch dise red des Propheten erfullett warde129:
Es sind die kunig der erden zusamen getretten vnd die fursten zusamen kommen wider
den herren vnd seinen gesalbeten, vnd diß noch nit vorhanden ware, das im selbigen
psalmen ein wenig hernaher gesagt wurdt: Vnd ir kunig, seyt verstendig vnd losset
35 euch weysen, die jr die erden richten, dienet dem herren mit forcht vnd frolockent im
mit zittern. Wie dienen nun die kunig dem herren mit forcht, dann so sy auß
gotsforchtigem ernst die ding verbieten vnd straffen, die wider die geheyß
gottes geschehen? Dan anders dienet einer ym, als er ein mensch, anders, alß
er auch ein kunig ist. Als er ein mensch ist, dienet er im, so er dem glauben gemeß
40 lebet. Als er aber auch ein kunig ist, dienet er, so er mit gepürendem ernst gesetz

127. Ep. 185 (De correctione Donatistarum liber); CSEL 57, S. 17-21.
128. Cap. XIII [Marg.].
129. Psalmus 2, 2,10f. [Marg.].
 
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