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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0466
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

werden, bleiben sie also vnd verderben. Vnnd ob jnen etwan der jrthumb schon
anzeyget würt, findet man die162 jm doch nit rechtnachdencken, dieweil gots-
lesterung gleich so ehrlich ist als got loben. So seind dann auch die sich schemen
vor jren mitgenossen, werden auch etwan abgeschröcket, wider zur kirchen zu
keren. Wann man mit disen durch gepot, trewen165 vnnd straff anhaltet vnnd sie
den ernst sehen, das man jnen jre letze166 weis nit will lassen gut sein, gibt got
auch zu disem seinem guten werck vnnd dienst der frommen oberkeyt sein genad,
das die leut inn sich selb schlagen, hören, lassen sich berichten167, vnnd komen
also dann durch das wort vnnd geyst gottes zu dem rechten, hertzlichen gottes
dienst. Diß meldet der h. man ann gar filen Donatisten zu seinen zeyten also be-
schehen sein, die erstlich mit forcht vnd straff gezwungen waren, sich jrer secten
zu entschlagen vnnd zu der gemeinen kirchen sich zu halten, wider jren willen,
hernaher aber, da sie die gute lere gehöret vnnd sie die falsche nit mehr verhin-
deret hat, die demnach Gott grossen | 642 | danck gesagt habent vnnd solichs
dem h.Augustino gerümet.
Es ist die oberkeyt nit alleyn vmb der gar bösen willen, sonder die guten dörffen
jr auch, die dan nit alle so reich amm geyst sein, das sie alleyn durchs wort allemal
könden gezogen werden. Darumb, wie oben anzeyget, die Apostel auch begeret
haben, das ein forcht vnd schrecken inn der kirchen were, freylich nit vmb der
volkomnen willen, sonder der vnuolkomenenn. freilich, hette man nitp jedem hie
gestattet, das wort gottes zu lesteren, alle tag newe fantaseien vnd gotslesterung
vffzubringen vnnd von der gesunden lere sich vnnd andere abzufüren, es solten
wol andere frücht des Euangeli hie vorhanden sein, dann man nun leyder sieht,
wie das zu Costantz vnnd anderswo gesehen würt. warlich, wo der mensch
recht168 gesundt vnd ganghelig169, da thut jedes glid sein ampt. also wo es bey den
gemeynden vnnd stetten wol stohn solle, müssen alle ämpter das jr zum dienst
gottes trewlich übenn.
Vff die einred, zun zeiten Christi vnd der Apostel seye solicher zwang nit ge-
wesen vnnd die sachen dennoch vffgangen, Hat der h. Augustinus geantwortet
vnnd werden wir hernaher weiter antworten: zu anderen zeiten handlet der herr
anders. So volgt auch gar nit, wa etwan got durch sein wunderbare krafft on seine
ordenliche mittel vnnd dienst handlet, das man darumb, wan soliche ordenliche
mittel vorhanden vnnd got seine wunder nit würcket, dieselbigen mittel vnnd
dienst nit geprauchen solle. Der herr machet Apostel vnnd lerer auß fischeren on
eyniges studieren inn der schrifft, er machet gesund on allen dienst der artzet170;
p) add. über der Zeile.
164. Solche, die ...
165. Drohen.
166. Verkehrte.
167. Auf den rechten Weg bringen.
168. S. B.Moeller: Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz. In: QFRG 28. Gütersloh
1961. S. 94-100.
169. (Gesund) auf den Füßen ist ... 170. Ärzte.
 
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